Wolltest Du schonmal Deine Träume steuern? Das hört sich zwar unrealistisch an, ist aber möglich. Bei den luziden Träumen ist man sich bewusst, dass man träumt und kann die Inhalte mehr oder weniger bewusst steuern. Wenn Du z. B. fliegen möchtest, kannst Du es im Traum ganz einfach tun. Was genau luzides Träumen ist und was die Nachteile sind, erfährst Du in diesem Artikel.
Das wichtigste zu luzides Träumen (Klartraum) im Überblick
- Bei einem Klartraum ist sich der Schlafende des Traumes bewusst. Dabei kann er das Traumgeschehen bewusst steuern.
- Während eines luziden Traums sind zusätzliche Gehirnareale aktiv.
- Es gibt unterschiedliche Techniken, mit denen man das luzide Träumen erlernen kann. Beispiele sind die MILD-, DILD-, WILD-, WBTB- und WSIB-Methode.
- Klarträume können sich positiv auf die Kreativität und Leistungsfähigkeit auswirken. Jedoch kann es auch zu einer Störung des Schlafs kommen.
Was ist luzides Träumen eigentlich?
- Dir ist bewusst, dass Du gerade schläfst und Dich in einem Traum befindest.
- Du kannst die Handlungen bzw. Geschehnisse im Traum bewusst steuern.
- Du erinnerst Dich auch nach dem Aufwachen an den Traum.
Wie unterscheidet sich Gehirnaktivität während eines Klartraums im Vergleich zu einem normalen Traum?
Das Max-Planck-Institut und die Charité haben dies genauer untersucht und die Ergebnisse in der Studie ,,Neural Correlates of Dream Lucidity Obtained from Contrasting Lucid versus Non-Lucid REM Sleep: A Combined EEG/fMRI Case Study“ im Jahr 2012 veröffentlicht. Demnach sind im Gegensatz zu einem normalen Traum während eines luziden Traums zusätzliche Gehirnareale aktiv, welche die kognitiven Fähigkeiten erklären können.¹
Wie lässt sich luzides Träumen erlernen?
Doch kann man überhaupt luzides Träumen erlernen und wenn ja, wie? Dazu gibt es mehrere Methoden, welche Du ausprobieren kannst.
MILD-Technik
Die MILD-Technik steht für „Mnemonic Induction of Lucid Dream“ und wurde von dem US-amerikanischen Psychologen Stephen LaBerge entwickelt. Zu dieser Technik gehören drei Schritte, und zwar das Führen eines Traumtagebuchs, Einüben von Schlaf-Mantras und Reality-Checks.
Das Führen eines Traumtagebuchs ist sinnvoll, damit die Verarbeitung des Traums im Gehirn angeregt wird und man sich mit der Zeit besser an die erlebten Träume erinnern kann. Dazu werden jedes Mal direkt nach dem Aufwachen die Inhalte des Traums notiert, natürlich nur dann, wenn man sich daran erinnert. Bevor man dann abends wieder zu Bett geht, liest man sich die erlebten Träume nochmal durch. So wird es Dir nach einiger Zeit leichter fallen, einen Traum von der Realität zu unterscheiden.
Des Weiteres ist das Einüben von Schlaf-Mantras bei dieser Technik nötig, um das luzide Träumen zu erlernen. Dabei handelt es sich um bestimmte Verse oder Sätze, die Du einstudierst und vor dem Schlafengehen aufsagst. Sie dienen dazu, den Geist zu sammeln und zu stabilisieren. Solche Sätze können z.B. sein: ,,Ich werde es merken, wenn ich träume.“ Wichtig ist, dass sie keine negativen Worte beinhalten, wie z.B. nicht, kein und niemals.
Neben dem Schlaf-Mantra ist es hilfreich, Reality-Checks durchzuführen. Der Hintergrund hierbei ist, dass man sich erst der Realität bewusst sein sollte, bevor man sich im Traum bewusst sein kann. Dabei hilft es, wenn Du Dir über den Tag hinweg mehrere Fragen stellst, wie z.B. „Sind auf einmal Personen oder Gegenstände erschienen, die davor nicht da waren?“, „Kann ich durch Gegenstände hindurchgreifen?“, „Wie viele Finger und Zehen habe ich?“, „Wie bin ich hierhergekommen?“. Wenn Du Dir diese Fragen regelmäßig stellst, gewöhnt sich Dein Unterbewusstsein daran, sodass Du Dir diese Fragen auch im Traum stellst. Wenn Du dann herausfindest, dass Du Dich in einem Traum befindest, kannst Du die Steuerung übernehmen und in das Handlungsgeschehen eingreifen.
DILD-Methode
DILD steht für „Dream Induces Lucid Dream“, worunter man einen Klartraum versteht, welcher aus einem normalen Traum eingeleitet wird. Dabei schläft der Träumer normal ein und wenn ihm bewusst wird, dass er träumt, kann er die Geschehnisse des Traums beeinflussen. Um die Klarheit während des Traums zu gewinnen, gibt es unterschiedliche Methoden, die angewendet werden können, wie z.B. die MILD-Technik. Hier trainiert man nämlich während des Tages das kritische Bewusstsein an, welches dann auch im Traum angewendet werden kann. Dadurch erkennt man anhand bestimmter Situationen, dass es sich um einen Traum handelt. Solche Merkmale können z.B. sein:
- verschwindende Gegenstände und Personen
- unrealistische und/oder unlogische Handlungen
- wiederholende Ereignisse
WILD-Methode
Bei der WILD-Methode, was für „Waking Initiated Lucid Dream“ steht, werden luzide Träume durch ein bestimmtes Training eingeleitet, was mit dem Meditieren verglichen werden kann. Dabei schläft man ein, während man noch bei Bewusstsein ist und geht dann direkt in einen Klartraum über. Diese Methode ist nicht für jede Person geeignet, da viel Übung, Geduld und Entspannung notwendig ist.
WBTB- und WSIB-Methode
Die WBTB-Methode steht für „Wake-Back-To-Bed“, bei der man nach einigen Stunden Schlaf aufwacht, um etwas später wieder einzuschlafen, da die Wahrscheinlichkeit direkt danach in eine Traumschlafphase zu kommen, erhöht wird. In dieser Wachphase können andere Techniken zum Erlernen luzider Träume angewendet werden, wie z.B. Realitäts-Checks und Schlaf-Mantras. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man diese auch in dem nächsten Traum anwendet. Die bestimmten Zeiten, wie lange man schlafen und wach sein sollte, sind individuell verschieden. Der Mehrheit wird empfohlen, nach vier bis fünf Stunden Schlaf aufzuwachen und dann für 15-90 Minuten wach zu bleiben. Mit diesen Zeiten kann man diese Methode ausprobieren und gegebenenfalls anpassen. So ähnlich ist es bei der WSIB-Methode (Wake Stay In Bed), bei der man aber nach dem Aufstehen nur für fünf bis fünfzehn Minuten wach bleibt.
Welche Vor- und Nachteile birgt luzides Träumen?
Nun gibt es also viele Techniken, um luzide Träume einzuleiten. Doch sollte man dies überhaupt tun? Um diese Frage zu beantworten, sind in der folgenden Tabelle Vor- und Nachteile zu luzide Träume aufgelistet.
Vorteile | Nachteile |
• Traum bewusst steuerbar | • Schlafentzug durch Erwachen |
• positive Auswirkung auf Leistungsfähigkeit und Kreativität | • Angst, aufgrund des Gefühls im Traum gefangen zu sein |
• mentales und körperliches Training z.B. Präsentationen in einem Traum üben | • luzide Träume können zu luziden Albträumen werden |
• Selbstoptimierung durch das Training | • Überschneidung mit Schlafparalysen |
• Verbesserung der Fingerfertigkeit* | • Verwechslung von Traum und Realität |
• Das Erlernen von luziden Träumen kann Personen helfen, die viele Albträume haben. Diese können den Traum dann umwandeln oder sich selbst befreien. | • Suchtgefahr |
• Stressabbau | • Vernachlässigung der Realität |
Wie verbessern luzide Träume die Fingerfertigkeit?
In der Studie „Effectiveness of motor practice in lucid dreams: a comparison with physical and mental practice“ aus 2016 übten die Teilnehmer einer Gruppe bestimmte motorische Fähigkeiten während des luziden Träumens (LDP-Gruppe) und die Teilnehmer der Kontrollgruppe taten dies nicht. Beide Gruppen führten einen Vortest am Abend durch und am nächsten Morgen einen Nachtest. Tatsächlich stellte sich heraus, dass die Personen der LDP-Gruppe, ihre Leistungen vom Vortest zum Nachtest signifikant verbesserten. Bei der Kontrollgruppe gab es aber keine signifikante Verbesserung. ²
Wie gefährliche ist luzides Träumen?
Nun dürfen aber auch die oben aufgeführten Nachteile des luziden Träumens nicht missachtet werden. So ist es möglich, dass Menschen eine Abhängigkeit entwickeln und deswegen versuchen viel öfter und länger zu schlafen. Schließlich führt dies dazu, dass sie allmählich ihre Umwelt, Freunde, Familie und sich selbst vernachlässigen. Außerdem kann es auf Dauer zu einem Realitätsverlust kommen, da die Betroffenen das Geträumte nicht mehr von der Realität unterscheiden können. Wenn diese beiden Punkte auf Dich zutreffen, ist es ratsam, eine Pause vom luziden Träumen einzulegen.
Welche wissenschaftliche Erkenntnis gibt es zu luziden Träumen?
Dass es luzide Träume gibt, ist schon wissenschaftlich nachgewiesen. Überwiegend wurden sie in der REM-Schlafphase beobachtet, in der im Normalfall unwillkürliche Augenbewegungen durchgeführt werden. Nun ist es so, dass ein Klarträumer diese Augenbewegungen steuern kann, wodurch er anhand einer vorher ausgemachten Augenbewegungen signalisieren kann, dass er sich in einem luziden Traum befindet.
Zudem ist auch bekannt, welche Gehirnareale während eines Klartraums zusätzlich aktiv sind. Dabei handelt es sich um den rechten präfontalen Kortex, den frontopolaren Bereich des präfrontalen Kortex und den Precuneus. Diese Regionen sind unter anderem für Aufmerksamkeitsprozesse und Handlungssteuerung zuständig, wodurch die Fähigkeit des Steuerns der Träume erklärt werden kann.
Medizinischer Faktencheck: Zahlen und Statistiken zu luziden Träumen: Wie häufig kommen Kaltträume vor?
- Mehr als die Hälfte der Menschen haben mindestens einmal in ihrem Leben einen luziden Traum gehabt.
- Dabei hat etwa jeder fünfte mindestens einmal im Monat Klarträume.
- Für den Nutzen luzider Träume sind weitere Studien notwendig.
Das rät der Medizinexperte zu luziden Träumen (Klarträumen)
Luzide Träume bieten zahlreiche Vor- und Nachteile, weswegen man sie mit Bedacht anwenden sollte. So können sie sich beispielsweise zur Behandlung von regelmäßigen Albträumen als sinnvoll erweisen. Anders sieht es aber bei Personen aus, welche nicht unter regelmäßigen Albträumen leiden. Wenn diese Klarträume nämlich auf Dauer durchgeführt werden, kann es zu einer verringerten Schlafqualität kommen, was sich wiederum negativ auf die psychische Gesundheit auswirkt. Der Schlaf ist primär für die Erholung und Wiederherstellung der Leistungsbereitschaft da und wenn dieser aufgrund des luziden Träumens gestört wird, sollte man lieber darauf verzichten.