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Parodontitis

Parodontitis ist eine weit verbreitete, aber oft unterschätzte Erkrankung des Zahnhalteapparates. Sie kann schwerwiegende Folgen für die Mundgesundheit haben und im schlimmsten Fall zum Zahnverlust führen. In diesem Artikel erfährst Du alles Wichtige über Parodontitis – von den Ursachen und Symptomen bis hin zu den neuesten Behandlungsmethoden. Unser Ziel ist es, Dir ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung zu vermitteln und Dir zu zeigen, wie Du Deine Zähne und Dein Zahnfleisch effektiv schützen kannst.

Das Wichtigste zu Parodontitis im Überblick

  • Parodontitis ist eine ernstzunehmende multifaktorielle Erkrankung des Körpers, die unbehandelt zu Zahnverlust führen kann.
  • Sie entsteht unter anderem durch bakterielle Plaque, die sich auf den Zähnen ansammelt.
  • Rauchen, schlechte Mundhygiene, Diabetes und genetische Faktoren erhöhen das Risiko.
  • Zu den Hauptrisikofaktoren gehören dabei Rauchen und Diabetes.
  • Frühe Symptome umfassen Zahnfleischbluten und -schwellungen.
  • Regelmäßige Zahnreinigungen, eine gute Mundhygiene und ein gesunder Lebensstil sind entscheidend zur Vorbeugung.
  • Eine frühzeitige Diagnose verbessert die Behandlungsergebnisse.
  • Parodontitis kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
  • Regelmäßige Zahnarztbesuche sind für die Früherkennung unerlässlich.

Was ist Parodontitis?

Parodontitis ist eine chronische Erkrankung des Körpers und des Zahnhalteapparates. Sie beginnt meist als Gingivitis, eine Entzündung des Zahnfleisches und kann sich unbehandelt zu einer schwerwiegenderen Form entwickeln, die das Zahnfleisch, den Knochen und die Strukturen, die die Zähne stützen, angreift.

Diese Erkrankung wird durch zahlreiche Faktoren verursacht, wie z.B. genetische Erkrankungen, Umweltfaktoren und bakterielle Plaque. Darunter versteht man eine klebrige, farblose Schicht, die sich ständig auf den Zähnen bildet. Wenn Plaque am Zahnfleischsaum nicht regelmäßig durch Zähneputzen und Zahnseide entfernt wird, kann sie sich verhärten und zu Zahnstein führen. Dieser Prozess fördert die Ansammlung von noch mehr Bakterien, die das Zahnfleisch irritieren und zu einer Entzündung führen können.

Die Symptome von Parodontitis können von leichtem Zahnfleischbluten bis hin zu schweren Schäden am Zahnfleisch und Knochen reichen. In fortgeschrittenen Fällen kann dies zum Verlust von Zähnen führen. Daher ist es wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Wie lässt sich Parodontitis einteilen?

Parodontitis wird nach einem System eingeteilt, das als „Staging und Grading“ bekannt ist. Dieses System hilft Zahnärzten, den Schweregrad und das Risiko der Krankheitsprogression zu beurteilen. Hier ist eine vereinfachte Erklärung:

Staging (Stadien)

Das Staging beschreibt, wie weit die Parodontitis fortgeschritten ist. Es gibt vier Stadien:

  1. Stadium I (Leicht): Hier ist der Schaden am Zahnfleisch und Knochen gering und meistens auf einen Bereich des Mundes beschränkt.
  2. Stadium II (Moderat): Der Schaden ist etwas ausgeprägter, aber immer noch nicht im gesamten Mund verbreitet.
  3. Stadium III (Schwer): In diesem Stadium gibt es erheblichen Knochenverlust und möglicherweise Zahnverlust. Die Erkrankung betrifft mehrere Bereiche im Mund.
  4. Stadium IV (Sehr Schwer): Dies ist das fortgeschrittenste Stadium. Es gibt umfangreichen Knochen- und Zahnverlust, und die allgemeine Mundgesundheit ist stark beeinträchtigt.

Grading (Grade)

Das Grading bewertet, wie schnell sich die Parodontitis entwickelt und wie wahrscheinlich sie fortschreiten wird. Es gibt drei Grade:

  1. Grad A (Langsam): Die Krankheit schreitet langsam voran. Das Risiko für eine zukünftige Verschlechterung ist gering. Dies betrifft vor allem Nichtraucher und Patienten ohne Diabetes.
  2. Grad B (Moderat): Die Krankheit entwickelt sich mit einer mittleren Geschwindigkeit. Es besteht ein mäßiges Risiko für eine weitere Verschlechterung. Hierbei rauchen die Betroffenen weniger als 10 Zigaretten am Tag und sind Diabetiker.
  3. Grad C (Schnell): Hier schreitet die Krankheit schnell voran. Das Risiko für eine zukünftige Verschlechterung ist hoch. Die Patienten rauchen mehr als 10 Zigaretten am Tag und der Blutzuckerspiegel ist schlecht eingestellt.

Was ist der Unterschied zwischen Parodontitis und Parodontose?

Obwohl die Begriffe Parodontitis und Parodontose oft synonym verwendet werden, bezeichnen sie tatsächlich unterschiedliche Zustände. Parodontose ist ein veralteter Begriff, der früher verwendet wurde, um generell Erkrankungen des Zahnhalteapparates zu beschreiben. Heute wird dieser Begriff in der medizinischen Fachsprache kaum noch verwendet, da es mittlerweile klar ist, dass es sich um eine Entzündung handelt, was durch die Endung -itis gekennzeichnet wird.

Parodontitis ist eine spezifische Diagnose. Sie bezieht sich auf eine entzündliche Erkrankung, die durch bakterielle Infektionen verursacht wird und das Zahnfleisch sowie die umliegenden Strukturen des Zahnhalteapparates betrifft. Parodontitis ist eine fortschreitende Erkrankung, die unbehandelt zu Zahnverlust führen kann.

Der Hauptunterschied liegt also in der Genauigkeit und Aktualität der Begriffe. Während Parodontose ein allgemeiner, veralteter Begriff ist, beschreibt Parodontitis eine spezifische, entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates, die durch bakterielle Infektionen verursacht wird.

Wie entsteht Parodontitis?

Parodontitis entsteht unter anderem durch eine Ansammlung von bakterieller Plaque auf den Zähnen. Plaque ist eine klebrige, farblose Schicht, die sich ständig auf den Zähnen bildet und hauptsächlich aus Bakterien besteht. Wenn diese Plaque nicht regelmäßig durch gründliches Zähneputzen und Zahnseide entfernt wird, kann sie sich verhärten und zu Zahnstein führen. Zahnstein ist viel schwieriger zu entfernen und schafft eine Oberfläche, auf der sich noch mehr Plaque ansammeln kann.

Die Bakterien in der Plaque produzieren Toxine, die das Zahnfleisch reizen und eine Entzündungsreaktion hervorrufen können. Diese Entzündung führt zu einer Schwellung des Zahnfleisches und kann dazu führen, dass sogenannte Taschen zwischen Zahnfleisch und Zähnen entstehen, in denen sich weitere Bakterien ansammeln können. Wenn diese Entzündung nicht behandelt wird, kann sie sich auf den Knochen ausbreiten und letztendlich zum Verlust von Zahnfleischgewebe, Knochen und Zähnen führen.

Bakterien sind nicht der einzige Auslöser von Parodontitis. Da die Entstehung der Erkrankung auch von zahlreichen genetischen und Umweltfaktoren abhängt, spricht man von einer multifaktoriellen Erkrankung.

Warum ist eine gute Mundhygiene so wichtig?

Eine gute Mundhygiene ist entscheidend, um Parodontitis vorzubeugen und zu behandeln. Regelmäßiges und gründliches Zähneputzen sowie die Verwendung von Zahnseide sind die wichtigsten Maßnahmen, um Plaque und Zahnsteinbildung zu verhindern. Plaque ist die Hauptursache für Zahnfleischentzündungen und Parodontitis, daher ist ihre Entfernung von zentraler Bedeutung.

Das Zähneputzen sollte mindestens zweimal täglich erfolgen, idealerweise morgens und abends, um die Ansammlung von Plaque zu minimieren. Die Verwendung von Zahnseide ist ebenso wichtig, da sie hilft, Plaque und Essensreste aus den Zwischenräumen der Zähne zu entfernen, die die Zahnbürste nicht erreichen kann. Wenn Dir die Handhabung mit Zahnseide schwer fällt, kannst Du auch auf Zahnzwischenraumbürsten zurückgreifen.

Neben dem Zähneputzen und der Verwendung von Zahnseide ist es auch wichtig, regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen und professionelle Zahnreinigungen durchführen zu lassen. Diese helfen, Plaque und Zahnstein zu entfernen, die sich trotz guter häuslicher Pflege gebildet haben könnten, und bieten eine Gelegenheit, frühe Anzeichen von Parodontitis zu erkennen und zu behandeln.

Eine gute Mundhygiene ist nicht nur für die Vermeidung von Parodontitis wichtig, sondern auch für die allgemeine Gesundheit. Studien haben gezeigt, dass eine schlechte Mundgesundheit mit einer Reihe von systemischen Erkrankungen, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, in Verbindung stehen kann.

Welche Symptome treten bei Parodontitis auf?

Parodontitis kann eine Reihe von Symptomen verursachen, die sich im Laufe der Zeit verschlimmern können. Zu den frühen Anzeichen gehören:

  1. Zahnfleischbluten: Dies ist oft eines der ersten Anzeichen von Parodontitis. Das Zahnfleisch kann beim Zähneputzen oder beim Gebrauch von Zahnseide bluten.
  2. Rötung und Schwellung des Zahnfleisches: Eine Entzündung des Zahnfleisches kann zu Rötungen, Schwellungen und einem empfindlichen Gefühl führen.
  3. Schlechter Atem: Bakterien, die sich im Mund ansammeln, können zu einem anhaltend schlechten Atem führen.
  4. Zurückweichendes Zahnfleisch: Das Zahnfleisch kann sich von den Zähnen zurückziehen, was dazu führt, dass die Zähne länger erscheinen.
  5. Empfindliche Zähne: Durch das Zurückziehen des Zahnfleisches können die Zahnwurzeln freigelegt werden, was zu einer erhöhten Empfindlichkeit führt.

In fortgeschrittenen Stadien der Parodontitis können zusätzliche Symptome auftreten, wie:

  1. Lockerung der Zähne: Die Zähne können sich lockern oder verschieben, da der Zahnhalteapparat geschädigt wird.
  2. Eiter zwischen Zahnfleisch und Zähnen: Dies ist ein Zeichen einer fortgeschrittenen Infektion.
  3. Schmerzen beim Kauen: Die Entzündung und der Verlust von Stützgewebe können das Kauen schmerzhaft machen.
  4. Veränderungen im Biss: Veränderungen in der Art und Weise, wie die Zähne beim Zusammenbeißen zusammenpassen, können ein Zeichen für fortschreitende Parodontitis sein.

Es ist wichtig, bei ersten Anzeichen von Parodontitis einen Zahnarzt aufzusuchen, um eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen und schwerwiegendere Folgen zu vermeiden.

Wann treten die ersten Anzeichen von Parodontitis auf?

Die ersten Anzeichen von Parodontitis können oft subtil und leicht zu übersehen sein, besonders in den frühen Stadien der Erkrankung. Viele Menschen bemerken die ersten Symptome nicht sofort, da Parodontitis in der Anfangsphase selten Schmerzen verursacht. Die ersten Anzeichen können bereits in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter auftreten, insbesondere wenn Risikofaktoren wie schlechte Mundhygiene, Rauchen oder genetische Veranlagung vorhanden sind.

Einige der frühesten Anzeichen von Parodontitis umfassen:

  • Leichtes Zahnfleischbluten: Dies kann beim Zähneputzen oder Zahnseidegebrauch auftreten.
  • Veränderte Farbe des Zahnfleisches: Das Zahnfleisch kann von einem gesunden Rosa zu einem dunkleren Rot wechseln.
  • Leichte Schwellung des Zahnfleisches: Eine leichte Schwellung oder ein Puffern des Zahnfleisches kann ein frühes Zeichen sein.
  • Schlechter Atem: Anhaltender schlechter Atem oder ein schlechter Geschmack im Mund können ebenfalls frühe Indikatoren sein.

Es ist wichtig, diese frühen Anzeichen ernst zu nehmen und bei Verdacht einen Zahnarzt aufzusuchen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können helfen, die Erkrankung zu kontrollieren und schwerwiegendere Probleme zu verhindern.

Wie kann man Parodontitis früh erkennen?

Früherkennung ist entscheidend, um Parodontitis effektiv zu behandeln und schwerwiegende Folgen zu vermeiden. Hier sind einige Schritte, die Du unternehmen kannst, um Parodontitis frühzeitig zu erkennen:

  1. Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen: Dein Zahnarzt kann Anzeichen von Parodontitis erkennen, die Du möglicherweise übersiehst. Regelmäßige Kontrollen ermöglichen es, Probleme frühzeitig zu identifizieren.
  2. Achte auf Veränderungen im Mundbereich: Sei aufmerksam gegenüber Veränderungen in Deinem Mund, wie Zahnfleischbluten, Schwellungen, Rötungen oder anhaltendem schlechten Atem.
  3. Selbstuntersuchung des Zahnfleisches: Überprüfe regelmäßig Dein Zahnfleisch auf Anzeichen von Entzündungen oder Veränderungen in der Farbe.
  4. Beobachte die Empfindlichkeit Deiner Zähne: Eine erhöhte Empfindlichkeit oder ein ungewöhnliches Gefühl beim Kauen kann ein Hinweis auf Parodontitis sein.
  5. Achte auf Veränderungen in der Passform von Prothesen: Veränderungen in der Passform von Prothesen oder Brücken können ein Zeichen für Veränderungen im Zahnhalteapparat sein.

Indem Du diese Schritte befolgst und auf die Gesundheit Deines Mundes achtest, kannst Du dazu beitragen, Parodontitis in einem frühen Stadium zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln.

Wann solltest Du wegen Parodontitis zum Zahnarzt?

Es ist wichtig, bei den ersten Anzeichen von Parodontitis einen Zahnarzt aufzusuchen. Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder Zahnseidegebrauch, Rötungen, Schwellungen oder ein Zurückweichen des Zahnfleisches sind Warnsignale, die nicht ignoriert werden sollten. Auch anhaltender schlechter Atem oder ein unangenehmer Geschmack im Mund können auf Parodontitis hinweisen. Wenn Deine Zähne locker werden oder sich ihre Position verändert, ist dies ein ernstes Zeichen, das sofortige zahnärztliche Aufmerksamkeit erfordert. Schmerzen beim Kauen oder generelle Schmerzen im Mundbereich können auf eine fortschreitende Entzündung hinweisen. Bei diesen Symptomen solltest Du nicht zögern, einen Termin bei Deinem Zahnarzt zu vereinbaren.

Wie wird Parodontitis diagnostiziert?

Die Diagnose von Parodontitis ist ein entscheidender Schritt, um die richtige Behandlung einzuleiten. Hierbei werden verschiedene Methoden angewandt, um das Ausmaß und die Schwere der Erkrankung zu bestimmen.

Klinische Untersuchung und Anamnese

Zuerst erhebt Dein Zahnarzt eine ausführliche Anamnese, da bestimmte Bedingungen und Gewohnheiten, wie Diabetes oder Rauchen, das Risiko für Parodontitis erhöhen können. Anschließend folgt eine gründliche klinische Untersuchung Deines Mundes. Dabei achtet er besonders auf Plaque, Zahnstein und Dein Zahnfleisch. Er sucht nach Anzeichen von Entzündungen, Rötungen oder Schwellungen und prüft, ob Dein Zahnfleisch leicht blutet.

Messung der Taschentiefe

Ein wichtiger Teil der Diagnose ist die Messung der sogenannten Zahnfleischtaschen im Rahmen des Parodontalen Screening Index (PSI). Hierbei misst der Zahnarzt mit einer speziellen Sonde (Parodontalsonde oder WHO-Sonde) wie tief die Taschen zwischen Deinem Zahnfleisch und Deinen Zähnen sind. Normalerweise sollten diese Taschen nicht tiefer als 1 bis 3 Millimeter sein. Entsteht hierbei durch einerseits zu viele oder anderseits zu tiefe Taschen der Verdacht auf Parodontitis, wird ein ausführlicher Attachmentstatus erhoben. Dazu ermittelt der Zahnarzt an jedem Zahn die Taschentiefe, den Lockerungsgrad, Zahnfleischbluten und weitere Befunde. So kann herausgefunden werden, wie weit fortgeschritten die Parodontitis ist.

Röntgenaufnahmen

Um den Zustand des Kieferknochens zu beurteilen, sind in der Regel Röntgenaufnahmen erforderlich. Diese Bilder helfen dem Zahnarzt zu sehen, ob und wie viel Knochenverlust um die Zähne herum stattgefunden hat. Dies kann ein weiteres Zeichen für fortgeschrittene Parodontitis sein kann.

Die frühzeitige Diagnose von Parodontitis ist entscheidend, um eine effektive Behandlung zu ermöglichen und langfristige Schäden an Zähnen und Kieferknochen zu vermeiden. Wenn Du also Anzeichen von Parodontitis bemerkst, zögere nicht, einen Zahnarzt aufzusuchen.

Welche Differenzialdiagnosen gibt es bei Parodontitis?

Bei der Diagnose von Parodontitis ist es wichtig, andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können, auszuschließen. Differenzialdiagnosen sind wichtig, um sicherzustellen, dass Du die angemessene Behandlung für Deinen spezifischen Zustand erhältst. Hier sind einige Differenzialdiagnosen, die bei Parodontitis in Betracht gezogen werden sollten:

Gingivitis

Gingivitis, eine Entzündung des Zahnfleisches ohne Knochenverlust, ist oft ein Vorläufer von Parodontitis. Während Gingivitis durch Zahnfleischbluten und Rötung gekennzeichnet ist, fehlt der für Parodontitis typische Knochenabbau. Ein weiterer großer Unterschied besteht darin, dass eine Gingivitis wieder rückgängig zu machen ist, während eine Parodontitis für immer bestehen bleibt.

Nekrotisierende Parodontitis

Die nekrotisierende Parodontitis ist eine schwere Infektion der Mundhöhle, bei der die Betroffenen unter starken Schmerzen, Nekrosen und Ulzerationen zwischen den Zähnen leiden. Außerdem kann Zahnfleischbluten ohne Berührung spontan auftreten. Die nekrotisierende Parodontitis steht oft im Zusammenhang mit systemischen Störungen der Körperabwehr gegen Bakterien.

Systemische Erkrankungen

Bestimmte systemische Erkrankungen, wie Down-Syndrom und das Papillon-Lefèvre-Syndrom, können Symptome zeigen, die denen der Parodontitis ähneln. Es ist wichtig, diese Bedingungen zu berücksichtigen, da sie die Behandlung und das Management der Parodontitis beeinflussen können.

Vertikale Wurzelfraktur

Wenn die Zahnwurzel eine vertikale Fraktur erleidet, kann es an der Stelle zur Ausbildung einer tiefen Zahnfleischtasche kommen. Aus diesem Grund muss die Parodontitis von einer Wurzelfraktur abgegrenzt werden, vor allem wenn an einem Zahn nur eine sehr tiefe Tasche vorliegt.

Medikamenteninduzierte Veränderungen

Einige Medikamente können Veränderungen im Mundbereich verursachen, die Parodontitis ähneln. Dazu gehören Medikamente, die zu einer übermäßigen Zahnfleischwucherung (Gingivahyperplasie) führen können, wie z.B. Phenytoinpräparate, Ciclosporin A und der Kalziumkanalblocker Nifedipi.

Wie wird Parodontitis therapiert?

Die Behandlung von Parodontitis zielt darauf ab, die Entzündung zu reduzieren, den Fortschritt der Erkrankung zu stoppen und das Risiko von Zahnverlust zu minimieren. Dabei kann die Therapie laut Leitlinie in mehrere Stufen eingeteilt werden:

1. Therapiestufe: PMPR, Risikofaktoren und Mundhygienemotivation

Diese Stufe umfasst mehrere Maßnahmen, bei denen der Patient motiviert wird, eine effektive Mundhygiene zu etablieren. Außerdem werden Beläge oberhalb des Zahnfleischsaums im Rahmen der PMPR (Professional Mechanical Plaque Removal) entfernt und Risikofaktoren wie Rauchen und Diabetes kontrolliert. Dies ist ein entscheidender Schritt, um die Entzündung zu reduzieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

2. Therapiestufe: Subgingivale Instrumentierung

In dieser Stufe werden die Beläge unterhalb des Zahnfleischsaums (subgingival) reduziert bzw. eliminiert. Bei dieser tiefen Reinigung werden Plaque und Zahnstein von den Zahnwurzeln entfernt. Diese subgingivale Instrumentierung wird in der Regel unter örtlicher Betäubung durchgeführt und kann den Einsatz von Antibiotika, chemischer oder immunmodulatorischer Mittel erfordern.

3. Therapiestufe: Chirurgische Eingriffe

Nun kann es dazu kommen, dass Bereiche einzelner Zähne nicht auf die zweite Therapiestufe ansprechen, da sie z.B. schwer zu erreichen sind. Dann wird im Rahmen der dritten Therapiestufe der Zugang zu diesen Bereichen erleichtert. Hierbei können chirurgische Eingriffe notwendig sein, wie Taschenreduktionschirurgie, Knochentransplantationen oder Weichgewebe-Transplantationen, um verlorenes Gewebe oder Knochen zu ersetzen.

4. Therapiestufe: Unterstützende Parodontitistherapie (UPT)

Diese Stufe dient dazu, die Ergebnisse der behandelten Parodontitispatienten aufrechtzuerhalten. Hierbei wirst Du von Deinem Zahnarzt in regelmäßigen Intervallen einbestellt und erhälst therapeutische Maßnahmen aus den ersten beiden Therapiestufen.

Die Behandlung von Parodontitis ist ein fortlaufender Prozess, der eine gute Mundhygiene, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und einen gesunden Lebensstil erfordert, um die Gesundheit Deines Mundes zu erhalten und weitere Schäden zu verhindern.

Hausmittel: Wie kannst Du zu Hause Parodontitis vorbeugen?

Während professionelle zahnärztliche Behandlungen entscheidend sind, um Parodontitis zu bekämpfen, gibt es auch mehrere Maßnahmen, die Du zu Hause ergreifen kannst, um das Risiko einer Parodontitis zu verringern und Deine Mundgesundheit zu unterstützen:

  1. Gründliche Mundhygiene: Eine gründliche tägliche Mundhygiene ist der Schlüssel zur Vorbeugung von Parodontitis. Dies umfasst zweimal tägliches Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta und tägliches Reinigen der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten.
  2. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, zuckerarme Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralien ist, unterstützt die allgemeine Mundgesundheit.
  3. Rauchverzicht: Rauchen ist ein bedeutender Risikofaktor für Parodontitis. Das Aufgeben des Rauchens kann das Risiko einer Parodontitis erheblich reduzieren und die Wirksamkeit der Parodontitisbehandlung verbessern.
  4. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen: Regelmäßige Besuche beim Zahnarzt für professionelle Zahnreinigungen und Kontrollen sind entscheidend, um Parodontitis frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Durch die Kombination dieser Maßnahmen kannst Du Deine Chancen, Parodontitis zu entwickeln, erheblich verringern und Deine Mundgesundheit langfristig erhalten.

Was sind Risikofaktoren für Parodontitis?

Es gibt zahlreiche Risikofaktoren, die eine Parodontitis zur Folge haben können. Dabei ist es wichtig, dass Du die zwei Hauptrisikofaktoren kennst: Rauchen und Diabetes. Eine Kontrolle dieser Risikofaktoren ist somit von großer Bedeutung, um die Therapieziele zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Im Folgenden findest Du eine Auflistung der wichtigsten Risikofaktoren:

  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Unzureichende Mundhygiene
  • Genetische Faktoren
  • Osteoporose
  • Adipositas
  • psychosozialer Stress
  • Rheumatoide Arthritis
  • Hormonelle Veränderungen
Was ist der Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und Parodontitis?

Laut des Artikel „Periodontitis and diabetes: a two-way relationship“ aus 2012 besteht ein starker Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und Parodontitis. So wird Diabetes als Hauptrisikofaktor für diese chronische Erkrankung gesehen. Zahlreiche epidemiologische Studien zeigen, dass das Parodontitisrisiko größer ist, wenn der Blutzuckerspiegel schlecht eingestellt ist. Da ein eingestellter Diabetes eine Verbesserung des Blutzuckerspiegels zur Folge hat, ist das Risiko dementsprechend geringer. Trotzdem sollten die Patienten über das erhöhte Risiko aufgeklärt werden. Interessanterweise ist die Beziehung zwischen Diabetes und Parodontitis zweiseitig. Studien zeigen nämlich, dass das Abklingen der parodontalen Erkrankung den Blutzuckerspiegel verbessern kann.

Welche Prognose und Folgen gibt es bei Parodontitis?

Die Prognose und Folgen hängen stark von der Schwere der Erkrankung und Deiner Mitarbeit ab. Eine Vernachlässigung der Mundhygiene und Behandlungsempfehlungen kann den Zustand erheblich verschlechtern. Wenn Parodontitis unbehandelt oder unzureichend behandelt bleibt, kann dies zu einer fortschreitenden Zerstörung der Gewebe führen, die für das Halten der Zähne im Kiefer verantwortlich sind. Dies kann in einigen Fällen sogar zum Verlust von Zähnen führen. Zudem besteht ein Zusammenhang zwischen Parodontitis und verschiedenen systemischen Erkrankungen, die das Leben verkürzen können. Dazu zählen unter anderem Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schwangerschaftskomplikationen.

Medizinischer Faktencheck: Wie viele Menschen leiden unter Parodontitis?

  • Parodontitis gehört zu den häufigsten chronisch entzündlichen Erkrankungen, die nicht übertragbar sind.
  • Die Gesamtprävalenz der schweren Parodontitis lag von 1990 bis 2010 bei rund 11%.
  • Diese Prävalenz lag im Jahr 2015 bei rund 7%.
  • Im Gegensatz dazu kann die Prävalenz für leichtere Parodontitisformen mindestens 50% betragen.

Was rät der Medizinexperte bei Parodontitis?

Sowohl für die Behandlung als auch zur Vorbeugung von Parodontitis ist es wichtig, dass Du motiviert bleibst und eine gute Mundhygiene aufrecht erhältst. Dazu kannst Du beispielsweise mobile Apps nutzen, die Dich in der Mundhygiene unterstützen. Außerdem ist die regelmäßige zahnärztliche Vorsorge unerlässlich. Durch häufige Kontrolluntersuchungen und professionelle Zahnreinigungen kann Parodontitis frühzeitig erkannt und behandelt werden. Des Weiteren spielt eine gesunde Lebensweise eine wichtige Rolle. Eine ausgewogene Ernährung, der Verzicht auf Rauchen und die Reduzierung von Stress tragen wesentlich zur allgemeinen Mundgesundheit bei. Bei Personen mit systemischen Erkrankungen wie Diabetes ist es zudem wichtig, diese Erkrankungen gut zu managen, da sie das Risiko für Parodontitis erhöhen können.

Quellen

Medrepublic legt großen Wert auf die Qualität und Zuverlässigkeit unserer Gesundheitsinformationen und Ratgeber. Unsere Inhalte basieren ausschließlich auf Studien, die von Experten begutachtet wurden, auf Forschungsergebnissen akademischer Einrichtungen und auf Informationen von anerkannten medizinischen Verbänden und Organisationen. Wir verzichten auf sekundäre und tertiäre Quellen, um die Genauigkeit und Aktualität unserer Artikel zu gewährleisten. Darüber hinaus werden alle Texte von qualifizierten Medizinern verfasst und überprüft, um fachliche Richtigkeit zu garantieren. Unser Engagement für diese strengen Richtlinien stellt sicher, dass Du vertrauenswürdige und präzise medizinische Ratschläge erhältst.

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Derya Sadoun

Ich heiße Derya Sadoun und studiere seit 2019 Zahnmedizin, da es schon immer mein Wunsch war, in einem wissenschaftlichen Bereich tätig zu sein. Hier lerne ich auch das wissenschaftliche Arbeiten, wodurch ich den aktuellen Forschungsstand bestimmter Themen nachvollziehen kann. Ehrenamtlich bin ich in dem Verein ,,Verband kurdischer Ärzte in Deutschland“ tätig, in dem wir uns unter anderem um die Verbesserung der medizinischen Versorgung in den kurdischen Gebieten kümmern.