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Insomnie

Fast 10% der Arbeitnehmer in Deutschland leiden unter Insomnien. Deren Leben ist geprägt von einer schlechten Schlafqualität, Erschöpfung und Tagesmüdigkeit. Wie es dazu kommt und was Du dagegen tun kannst, erfährst Du in diesem Artikel.

Das wichtigste zu Insomnie im Überblick

  • Bei einer Insomnie leiden die Betroffenen unter Ein- und/oder Durchschlafstörungen.
  • Man kan zwischen der akuten und chronischen Insomnie unterscheiden. Die chronische Insomnie wird wiederum in die primäre und komorbide Insomnie geteilt.
  • Bei der primären Insomnie gelangen die Betroffenen meist in einen Teufelskreis der Schlaflosigkeit. Außerdem liegen keine psychischen oder körperlichen Erkrankungen vor, was aber bei der komorbiden Insomnie der Fall ist.
  • Es gibt viele Therapiemöglichkeiten gegen die Insomnie, wie z.B. die kognitive Verhaltenstherapie, Lichttherapie und die Einnahme von Medikamenten.

Was versteht man unter Insomnie?

Unter einer Insomnie (Schlaflosigkeit) versteht man Schlafstörungen, bei der die Betroffenen unter Ein- und/oder Durchschlafstörungen leiden, wodurch sie keinen erholsamen Schlaf erreichen. So kommt es zu einer Verminderung der Leistungsfähigkeit und zur Beeinträchtingung des Alltags. Nun kann man zwischen der akuten und chronischen Insomnie unterscheiden, die im Folgenden erklärt werden.

Welche Formen der Insomnie gibt es?

Die Abbildung fasst die Einteilung der Insomnie nach Dauer und Ursache zusammen. So kann man nach der Dauer zwischen der akuten und chronischen Insomnie unterschieden und letztere kann man wiederum in die primäre und sekundäre/komorbide Insomnie einteilen.

Akute Insomnie

Die akute Insomnie besteht für maximal vier Wochen, wobei sie mindestens dreimal die Woche auftritt. Sie ist meist situativ bedingt und tritt aufgrund von körperlichen oder psychischen Belastungen (z.B. Schmerzen) auf. Aber auch durch Veränderungen des Wetters kann kurzzeitig eine Insomnie auftreten.

Primäre Insomnien und ihre Ursachen

Die primäre Insomnie gehört zu der chronischen Form, was bedeutet, dass die Schlafstörung länger als vier Wochen besteht und mindestes dreimal die Woche auftritt. Dabei liegen Ein- und/oder Durchschlafstörungen vor, welche nicht auf eine psychische oder körperliche Erkrankung zurückzuführen sind. Stattdessen besteht die Ursache häufig aufgrund der Tatsache, dass ein Teufelskreis der Schlaflosigkeit entsteht:

Die Betroffenen haben schlafbehindernde Erkenntnisse, wie z.B. einen inneren Druck, schnell einschlafen zu müssen. Zusätzlich dazu wollen sie den entstehenden Schlafmangel durch einen Mittagsschlaf ausgleichen, der aber häufig zu lang ist. Dadurch erlernen die Betroffenen schlechte Schlafgewohnheiten, die dann insgesamt zu einer körperlichen und emotionalen Anspannung führen. Die Beschäftigung mit dem gestörten Schlaf zieht eine Übererregung des vegetativen Nervensystems nach sich, wodurch es unter anderem zu Stress, Angst, Verspannungen und Herzrasen kommt. Aufgerund dieser Faktoren entsteht der Teufelskreis, was einen erholsamen Schlaf verhindert. In der folgenden Abbildung kannst du diesen nochmal nachvollziehen.

Komorbide Insomnie und ihre Ursachen

Auch die komorbide Insomnie ist eine Form der chronischen Insomnie, bei der die Betroffenen länger als vier Wochen unter Schlafstörungen leiden, die mindestens dreimal die Woche auftreten. Der Unterschied zur primären Insomie besteht darin, dass eine zusätzliche psychische oder körperliche Grunderkrankung vorliegt. Außerdem gehören zu dieser Form auch Ein- und/oder Durchschlafstörungen, die aufgrund des Absetzens von Medikamenten oder Drogen ausgelöst werden.

Der Begriff ,,sekundäre Insomnie“ ist die veraltete Version von ,,komorbide Insomnie“.

Zu den auslösenden körperlichen und psychischen Grunderkrankungen gehören z.B.:

  • Depressionen
  • Erkrankungen des zentralen Nervensystems (z.B. Alzheimer)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Restless-Legs-Syndrom
  • Schlafapnoe-Syndrom

Zu den Medikamenten und Drogen, die bei der Einnahme oder beim Absetzen Schlaflosigkeit auslösen, gehören:

  • Psychopharmaka (z.B. Antidepressiva)
  • Antibiotika
  • Medikamente gegen Bluthochdruck (z.B. β-Rezeptoren-Blocker)
  • Alkohol
  • Niktoin
  • Koffein
  • illegale Drogen
Wenn man Alkohol getrunken hat, fällt das Einschlafen zwar leichter, jedoch kommt es in der zweiten Nachthälfte zu Druchschlafstörungen.

Welche Symptome weißt Insomnie auf?

Die Insomnie kann man anhand verschiedener Anzeichen erkennen, die im Folgenden aufgelistet sind:

  • Die Betroffenen benötigen lange Zeit zum Einschlafen und wachen morgens früher auf.
  • Nach dem morgendlichen Erwachen können die Betroffen nicht wieder einschlafen.
  • Die Betroffen leiden unter einer schlechten Schlafqualität.
  • Es kommt am Tag zu einer verringerten Leistungsbereitschaft, Konzentrationsproblemen und Tagesmüdigkeit.
  • Außerdem können auch körperliche Beschwerden wie z.B. Kopfschmerzen dazu kommen.

Insomnie

Wie verläuft das Krankheitsbild von Insomnie?

Der Verlauf des Krankheitsbilds hängt von der Art der Insomnie ab. Bei der akuten Insomnie bessert sich die Schlafstörung meist schon durch Beseitigung der psychischen und körperlichen Belastungen. Bei der primären Insomnie ist der Verlauf chronisch, wobei zusätzlich auch depressive Verstimmungen auftreten können. Aus Frust oder aufgrund des Glaubens, dass Alkohol den Schlaf bessern würde, können die Betroffen zusätzlich noch alkoholabhängig werden. Auch eine Abhängigkeit von Schlafmitteln kann leicht auftreten, weswegen die Einnahme nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen sollte. Bei der komorbiden Insomnie ist der Verlauf abhängig von der vorliegenden Grunderkrankung.

Welche Medikamente helfen bei Insomnie?

Gegen die verschiedenen Formen der Insomnie können bestimmte Medikamente helfen. Welche das sind und für welche man ein Rezept benötigst, kannst Du in der folgenden Tabelle nachvollziehen. Beachte aber, dass Du keine Mediakmente ohne Absprache mit einem Arzt einnehmen solltest.

Insomnieform Medikamente  Rezeptpflichtig oder nicht?
Akute Insomnie
  • Non-Benzodiazepine: Zopiclon und Zolpidem
  • seltener Benzodiazepine
  •  rezeptpflichtig
Primäre Insomnie und komorbide Insomnie
  • Antihistaminika
  • Antidepressiva
  • Antipsychotika
  • pflanzliche Hypnotika: Baldrian, Hopfen
  • meisten Antihistaminika nicht rezeptpflichtig
  • Antidepressiva und Antipsychotika rezeptpflichtig
  • Baldrian, Hopfen nicht rezeptpflichtig
Schlafmittel sollten nicht über einen längeren Zeitraum genommen werden und nur in Absprache mit einem Arzt. Außerdem haben Benzodiazepine ein größeres Abhängigkeitsrisiko, weswegen man eher auf Non-Benzodiazepine zurückgreifen sollte.

Insomnie bei neurologischen Erkrankungen

Grund für die chronische Insomnie sind häufig neurologische Erkrankungen. Die häufigsten sind im Folgenden aufgelistet.

Insomnie bei Kopfschmerzen

Laut aktuellen Studien besteht ein Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und Insomnien. Das zeigt z.B. die Metaanalyse ,,Headache and insomnia in population-based epidemiological studies“ aus 2014. Der Zusammenhang scheint dabei bidirektional zu sein.¹

Dabei kann gegen die Insomnie die kognitive Verhaltenstherapie hilfreich sein, bei der z.B. eine gesündere Schlafhygiene antrainiert wird.

Insomnie bei neurodegenerativen Bewegungsstörungen

Außerdem besteht eine Assoziation zwischen neurodegenerativen Erkrankungen und Insomnien, denn diese treten bei bis zu 90% der Patienten auf. Ein Beispeil für eine neurodegenerative Erkrankung ist die Parkinson-Krankheit und hier liegt bei bis zu 60% der Patienten eine chronische Insomnie vor. Zudem können die Schlafstörungen schon mehrere Jahre vor den Erkrankungen auftreten.

Insomnie bei Multipler Sklerose

Etwa ein Viertel der Patienten, die unter der Multiplen Sklerose leiden, haben auch mit einer chronischen Insomnie zu kämpfen, was bei Frauen häufiger auftritt als bei Männern. Der Grund für die Entstehung einer Insomnie kann in der Corticosteroid-Therapie liegen, da dadurch der Melatoninspiegel verringert wird. Aus diesem Grund kann die Gabe von Melatonin gegen die Insomnie helfen. Zu beachten ist, dass diese Schlafstörung auch ein Prodromalsymptom für Multiple Sklerose ist, da sie schon zehn Jahre vor der Multiple-Sklerose-Diagnose auftreten kann.

Insomnie bei traumatischen Hirnschäden

Laut aktuellen Studien können nach traumatischen Hirnschäden Insomnien auftreten. Bei fast der Hälfte der Patienten mit einem Schädel-Hirn-Trauma konnte ein verminderter Melatoninspiegel nachgewiesen werden, was eine Ursache für die Insomnie sein könnte. Auch die Synthese des Schlafhormons läuft langsamer ab.

Insomnie bei Epilepsien

Laut der chinesischen Studie ,,Subjective sleep disturbance in Chinese adults with epilepsy: Associations with affective symptoms“ aus 2017 leiden Erwachsene mit Epilepsie häufiger unter Insomnie. ² Die Gabe von verzögert freigestztem Melatonin kann den Patienten dabei helfen, früher einzuschlafen.

Insomnie bei neuromuskulären Erkrankungen

Auch hier leiden Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen häufiger unter Insomnien, als solche, die keine neuromuskälren Erkrankungen haben. Hier kann die integrative Therapie wie z.B. Akupunktur Abhilfe leisten.

Insomnien bei Schlaganfall

Nach einem erlittenen Schlaganfall leiden die Patienten häufig unter Schlaflosigkeit. In diesem Fall wird unter anderem die kognitive Verhaltenstherapie, Akupunktur und die Therapie mit Tageslicht empfohlen.

Insomnie bei Demenz und Prionenerkrankungen

Wenn ältere Patienten schon länger unter einer Insomnie leiden, ist das Demenzrisiko erhöht, was unter anderem an die Einnahme hoch dosierter Schlafmittel liegen kann. Aus diesem Grund sollte die Einnahme auch nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Auch die Gabe von Melatonin zeigt keine Besserung der Beschwerden, weswegen hier häufig auf die Lichttherapie zurückgegriffen wird.

Insomnie

Was ist der Unterschied zwischen schlechten Schlaf von einer Insomnie?

Ein schlechter Schlaf bedeutet nicht automatisch, dass man unter einer Insomnie leidet. Eine Insomnie hält nämlich über einen längeren Zeitraum an und ist durch Ein- und/oder Durchschlafstörungen gekennzeichnet. Die Betroffenen haben Probleme mit dem Einschlafen und wachen morgens früher auf, wobei das erneute Einschlafen nicht gelingt. Diese Störung sollte von einem Arzt abgeklärt und therapiert werden. Im Gegensatz dazu hält ein schlechter Schlaf nicht lange an und verschwindet meist von allein wieder.

Medizinischer Faktencheck: Zahlen und Statistiken zu Insomnie: Verbreitung und Häufigkeit

  • Die akute und chronische Insomnie ist eine häufig auftretende Erkrankung.
  • In den Vereinigten Staaten hat sich die Zahl der Diagnosen von 800.000 im Jahr 1993 auf 9,4 Millionen im Jahr 2015 erhöht.
  • In Deutschland leiden ca. 9,4% der Arbeitnehmer unter Insomnie.
  • Frauen sind häufiger von der Insomnie betroffen als Männer.
  • Die Einnahme von Schlafmitteln bei 35- bis 65-jährigen Arbeitnehmern hat seit 2010 um fast die Hälfte zugenommen.
  • Ca. die Hälfte der Betroffenen greifen zu nicht-rezeptpflichtigen Schlafmitteln.

Das rät der Medizinexperte bei Insomnie:

Wenn Du merkst, dass Du schon länger unter Ein- und/oder Durchschlafstörungen leidest, solltest Du einen Arzt aufsuchen. Auch die akute Insomnie sollte angemessen behandelt werden, da sie sonst in eine chronische Insomnie übergehen kann. Dabei wird die Einnahme von Schlafmitteln ohne Absprache mit dem Arzt nicht empfohlen, da man zuerst versucht, die Schlafstörungen mit anderen Therpiemöglichkeiten anzugehen.

Quellen

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