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Schlaflosigkeit

Wusstest du, dass der der Mensch ca. 1/3 seines Lebens mit Schlafen verbringt? So ist es nicht verwunderlich, dass er der wichtigste Erholungsprozess unseres Körpers ist. Jedoch leiden etwa 9,4% der Menschen unter der Schlaflosigkeit und es werden immer mehr. Damit du deinen Schlaf optimieren kannst, macht es Sinn, diesen besser zu verstehen, denn er wird von unterschiedlichen Komponenten gesteuert.

Das wichtigste im Überblick zu Schlaflosigkeit

  • Es leiden immer mehr Menschen unter Schlaflosigkeit.
  • Schlaflosigkeit kann unterschiedliche Ursachen haben und mit unterschiedlichen Therapien bekämpft werden.
  • Oft reicht schon eine gesunde Schlafhygiene gegen Schlaflosigkeit.
  • Wenn du starke körperliche und geistige Einschränkungen aufgrund der Schlaflosigkeit hast, solltest du einen Arzt konsultieren.
  • Reicht das nicht aus, gibt es unterschiedliche Fachkräfte (Ärzte, Psychotherapeuten, etc.), die dich bei der Therapie unterstützen können.

Was bedeutet Schlaflosigkeit?

Bevor wir unseren Schlaf optimieren können, müssen wir erstmal klären, was Schlaflosigkeit überhaupt bedeutet. Sie ist eine Schlafstörung, wobei man bei Schlafstörungen sieben Arten unterscheidet, welche hier aufgelistet sind:

Insomnien • Störungen beim Ein- und Durchschlafen

• nächtliche Schlaflosigkeit

Hypersomnie/Schlafsucht • Betroffene leiden unter Tagesschläfrigkeit und schlafen meist länger als 10 Stunden
schlafbezogene Atmungsstörung • z.B. Schlafapnoe, worunter man Atempausen versteht, die 15 Sekunden bis hin zu 2 Minuten dauern können. Diese wiederholen sich bis zu 100 mal in der Stunde.
schlafbezogene Bewegungsstörungen • rhythmische Bewegungsstörungen wie z.B. beim Restless-Legs-Syndrom.
Parasomnien Z.B. Schlafwandeln und Alpträume
zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen • oft bei Schichtarbeit und Jetlags

• innere Uhr nicht mehr an den Tag-Nacht-Rhythmus angepasst

Pseudoinsomnien • subjektive Schlafstörungen 

Wenn jemand von Schlaflosigkeit redet, meint er meistens die Insomnie. Hier unterscheidet man wiederum zwischen organischer und nicht organischer Insomnie. Die nicht organische Insomnie bezeichnet dabei Schlafstörungen, die durch Ein- & Durchschlafstörungen gekennzeichnet ist. Die Betroffenen haben eine erhöhte Tagesmüdigkeit und eine geringere Schlafqualität. 

Von der organischen Insomnie spricht man, wenn neurologische Erkrankungen vorliegen (z.B. Hirntumoren, Demenz, Parkinson-Syndrom).

Wie funktioniert Schlaflosigkeit? – Ein Teufelskreis

Wie fast alles in unserem Körper, hängt unser Schlaf mit vielen Prozessen zusammen und vor allem mit unserer Psyche. Wie wir schon am Anfang erklärt haben, ist er der wichtigste Erholungsprozess unseres Körpers. Folglich nimmt bei Schlaflosigkeit die Leistungsfähigkeit und die Energie ab und dies kann Stress im Menschen auslösen , welches wiederum das Schlafverhalten negativ beeinflusst.

Nun ist es häufig so, dass Betroffene den Schlafmangel am Tag ausgleichen wollen. Das Problem dabei ist, wenn man länger als 45 Minuten (Power Nap) schläft, geht der Mensch in die Tiefschlafphase über, und dann ist es umso schwerer wieder aufzuwachen und man fühlt sich erschöpft. Zudem braucht der Mensch dann länger, seine Energie wieder zuerlangen, als wenn man nur 15-30 Minuten schlafen würde. Die Betroffenen geraten so leicht in einen Teufelskreis, der aus vier verschiedenen Komponenten besteht, welche du in folgender Abbildung am besten nachvollziehen kannst.

Welche Ursachen von Schlaflosigkeit und starker Schläfrigkeit tagsüber gibt es?

Es  gibt viele Faktoren, die zur Schlaflosigkeit führen. Man kann hier hauptsächlich psychische, körperliche, äußere und organische Ursachen unterscheiden.

Häufige Ursachen der Schlaflosigkeit

Die häufigste Ursache der Schlaflosigkeit hat psychischen Ursprung. So haben ca. zwei Drittel der Betroffenen mit psychischen Symptomen Einschlafprobleme.

Bei älteren Menschen und Frauen liegt auch oft eine iatrogene (durch ärztliches Einwirken) Ursache vor. Hierbei handelt es sich um die Verschreibung von Schlafmitteln, vor allem mit dem Wirkstoff Benzodiazepine. Sie führen schon schnell zur Sucht und verstärken nur den Non-REM-Schlaf, welcher weniger tief ist. Beim Absetzen zeigen die Betroffenen oft Schlafstörungen.

Psychische Ursachen

Zu den psychischen Ursachen gehören vor allem folgende Punkte:

  • akute Geschehnisse
  • lang anhaltende Belastungen 
  • psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen und Angstzustände)
  • Stress

Schlaflosigkeit

Körperliche Ursachen

Hier handelt es sich um Ursachen, die den Körper betreffen und die Homöostase (Gleichgewicht) stören. Dazu gehören vor allem folgende Ursachen:

  • Schmerzerkrankungen (z.B. Rückenschmerzen, Rheumatoide Arthritis, Diabetes mellitus)
  • Lebensweise (Alkohol- und Koffeinkonsum (z.B. Cola, Kaffee), Zeitpunkt des Abendessens, Sport)
  • Medikamente
  • Schlafmittel z.B. Benzodiazepine, Betroffene kommen nicht in die tiefe Schlafphase
  • aus dem Gleichgewicht geratener Hormonhaushalt

Grundsätzlich kann man sagen, dass körperlichen Erkrankungen, die Schmerzen verursachen, unseren Schlaf stören.

Schlaflosigkeit

Äußere Ursachen:

Bei den äußeren Ursachen geht es um exogene Einflüsse, die hier aufgelistet sind:

  • Schichtarbeit
  • Elektrische Geräte (das künstliche Licht vermindert die Melatoninsynthese)
  • Schlafumfeld (Lautstärke, Temperatur und Helligkeit des Schlafumfelds)

Organische Ursachen

Bei organischen Ursachen liegt eine Erkrankung oder Störung des Gehirns vor, weshalb hier neurologische Erkrankungen aufgelistet sind.

  • Hirntumoren
  • Demenz
  • Parkinson-Syndrom
  • Multiple Sklerose
  • Schlaganfall

Seltenere Ursachen der Schlaflosigkeit

Eine seltenere Form der Schlaflosigkeit ist die Idiopathische Insomnie. Sie beginnt oft schon im Kindesalter und dauert dann lebenslang an. Jedoch ist die Ursache hier nicht eindeutig geklärt. Man vermutet, dass es sich um eine Hirnstörung handelt, wobei Areale betroffen sind, die für die Schlaf-Wach-Regulation verantwortlich sind. Auf dieser Weise kommt es zu  Ein- und Durchschalfstörungen.

Was bewirkt Schlaflosigkeit?

Wie wir schon bei dem Teufelskreis der Schlaflosigkeit geklärt haben, hängt der Schlaf mit vielen Prozessen in unserem Körper zusammen. Das zentrale Nervensystem leitet den Schlaf ein und hält ihn auch so lange aufrecht, dass eine genügende Erholung realisierbar ist. Kann dies aufgrund der oben genannten Ursachen nicht passieren, kommt es zur Schlaflosigkeit und den daraus resultierenden Folgen. Da der Schlaf eine große Rolle für viele Vorgänge und Stoffwechselwege in unserem Körper spielt, betreffen die Folgen den ganzen Organismus. Eine Übersicht kannst du in folgender Abbildung entnehmen.

Wie wirkt sich Schlaflosigkeit auf den Körper aus?

Nächtliche Schlaflosigkeit hat verschiedene Auswirkungen auf den Körper. Dabei kann man zwischen kognitiven, hormonellen, körperlichen und psychischen Folgen unterscheiden. Um diese besser nachvollziehen zu können, sind die Folgen hier einzeln aufgelistet.

Kognitive Folgen

Zu den kognitiven Folgen gehören vor allem die Abnahme der Leistungsbereitschaft, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme und Vergesslichkeit.

Hormonelle Folgen

Auch unser Hormonhaushalt unterliegt im Schlaf bestimmten Aktivitäten. So wird zum Beispiel das Wachstumshormon Somatropin insbesondere im Schlaf ausgeschüttet, welches für den Körper- & Organwachstum verantwortlich ist. Bei einem Mangel dieses Hormons kommt es also unter anderem zu einer Abnahme der Muskelmasse, aber auch die Immunabwehr wird eingeschränkt und die Zellregeneration gestört.

Zudem konnte man bei Personen mit Schlafmangel erhöhte Ghrelin-Werte und niedrige Leptin-Werte nachweisen. Ghrelin regt den Appetit an und Leptin hemmt den Heißhunger. Folglich kann es bei Betroffenen zu einer Gewichtszunahme kommen.

Außerdem beeinflusst Schlafmangel auch unseren Blutzuckerspiegel, da weniger Insulin gebildet wird. Dadurch kommt es zu erhöhten Blutzuckerwerten. Dies zeigt sich vor allem durch starken Durst, was die Nachtruhe stören kann.

Des Weiteren wird durch Schlafmangel vermehrt Cortisol ausgeschüttet, welches die Katabolen, also die abbauenden, Stoffwechselwege aktiviert:

  • Steigerung des Blutzuckerspiegels
  • Auflösung Fettspeicher
  • Abbau Eiweißspeicher

Cortisol lässt außerdem den Blutdruck ansteigen und ist ein Stresshormon. So gelangen die Betroffenen auch oft in einen Teufelskreis der Schlaflosigkeit.

Körperliche Folgen

Der Schlaf ist essentiell für die Immunabwehr, da die Zahl der Antikörper während des Schlafs steigt. Diese dienen dazu, fremde Antigene zu binden, wodurch sie in ihrer negativen Wirkung gehemmt werden (z.B. Viren, Bakterien). So macht es auch Sinn, dass man vor allem nach einer Impfung genügend Schlaf benötigt, damit mehr Antikörper gegen den Erreger gebildet werden können.

Außerdem kommt es beim Schlafmangel zum Bluthochdruck, da der nächtliche Blutdruckabfall ausbleibt. Es werden Stresshormone ausgeschüttet und die Entzündungsaktivität steigt an, wodurch es zu Gefäßverkalkungen kommen kann. Folglich werden die Arterien geschädigt und das Herz wird belastet, wodurch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt) besteht.

Psychische Folgen

Andauernde Schlaflosigkeit hat auch viele psychische Folgen, die bis hin zur Halluzinationen reichen können. Folgend sind psychische Folgen der Schlaflosigkeit aufgelistet:

  • Depressionen
  • Angststörungen/Angstzustände
  • Burnout
  • Psychosen
  • Halluzinationen

Ab wann ist Schlaflosigkeit tödlich?

Hierfür kann man als Beispiel die letale familiäre Insomnie betrachten, wobei es sich um eine autosomal-dominante Erbkrankheit handelt. Die Betroffenen zeigen dabei stärker werdende Schlafstörungen bis hin zu Halluzinationen. Nach 6-32 Monaten tritt der Tod der Betroffenen ein. Als Todesursache liegt oft eine Lungenentzündung oder eine andere Infektion vor. So lässt sich herleiten, dass die Schlaflosigkeit tödlich wird, wenn die Folgen der Schlaflosigkeit lebensgefährlich werden. Wenn das Immunsystem zu schwach wird, können uns schon leichte Erreger krank machen. Außerdem kann ein zu hoher Blutdruck lebensgefährlich werden, wenn dieser mit ernsten Beschwerden wie beispielsweise Brustschmerzen, Lähmungen, Übelkeit und Nasenbluten verbunden ist.

Was hilft gegen Schlaflosigkeit?

Zum Glück gibt es mehrere Möglichkeit, um andauernde Schlaflosigkeit zu bekämpfen. Einerseits kannst du zum Arzt gehen und dich behandeln lassen, anderseits kannst du auch vieles selbst in die Hand nehmen. Je nach Schweregrad, ist eine Kombination aus beidem sinnvoll.

Therapie der Schlaflosigkeit

Da die nächtliche Schlaflosigkeit unterschiedliche Ursachen und Folgen hat, gibt es auch unterschiedliche Therapien. Hier ist eine Anzahl davon aufgelistet.

• Kognitive Verhaltenstherapie: Hier handelt es sich um eine Form der Psychotherapie, wo die Betroffenen langfristig ihre Gewohnheiten ändern können.

• Schlafmittel: Der Arzt kann ihnen Medikamente verschreiben, jedoch haben diese auch gewissen Nebenwirkungen und sollten nicht dauerhaft genommen werden. Benzodiazepine haben ein Suchtpotential und verstärken nur den Non-REM-Schlaf. Zudem gibt es auch pflanzliche Schlafmittel, welche auch nur in Absprache mit Ihrem Arzt genommen werden sollten.

• Weitere Methoden: z.B. Akupunktur, Meditation, Lichttherapie

Wie kann ich selbst meinen Schlaf optimieren?

Wenn die nächtliche Schlaflosigkeit noch nicht lange andauernd, kannst du erstmal mit den hier aufgelisteten Tipps versuchen, deine Schlafhygiene zu optimieren.

  • Verzicht auf Koffein vor dem Schlafen gehen z.B. Kaffee, schwarzer Tee, Cola
  • kein Alkohol
  • möglichst kein Nikotin
  • direkt vor dem Schlafen gehen nichts mehr essen (wenn doch, möglichst nur was Leichtes)
  • keine direkte Strahlung kurz vor dem Schlafen gehen (bestenfalls kein Handy, Laptop, IPad)
  • Meditation, Yoga
  • Entspannungstechniken
  • Atemübungen (z.B. ,,4-7-8″-Atemübungen)
  • gesunder Lebensstil (regelmäßig Sport treiben, ausgewogene Ernährung)

Wenn sich Ihre Schlaflosigkeit trotzdem nicht bessert, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Welchen genau und ab, wann wird nun erläutert.

Ab wann solltest du einen Artz konsulitieren bei Schlaflosigkeit?

Wenn die Schlafstörungen innerhalb eines Monats mindestens 3-mal pro Woche auftreten, sollte man unter Umständen einen Arzt aufsuchen. Wenn du jedoch schon vorher starke körperliche oder geistige Einschränkungen haben, wodurch du deinem Alltag nicht nachkommen kannst, solltest du schon vorher einen Arzt konsultieren. Dazu gehört auch ein über längeren Zeitraum zu hoch gemessener Blutdruck (grundsätzlich ab einem Wert von 140/90 mmHg) . Das gleiche gilt, wenn die Schlafprobleme über einen längeren Zeitraum nicht verschwinden.

Liegt eine andauernde Schlaflosigkeit vor, sollte man einen Arzt aufsuchen

Welcher Arzt hilft hier?

Der erste Weg sollte hier zum Hausarzt führen. Nach einer Untersuchung kann der Hausarzt eine Überweisung zum nächsten Facharzt vornehmen. Wird eine Problem vermutet, der die Nerven und das Gehirn betrifft, erfolgt eine Überweisung zum Neurologen. Vermutet man aber eine psychische Ursache, erfolgt eine Überweisung zu einem Psychiater oder Psychotherapeuten.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Für die Diagnose einer Schlafstörung ist eine ausführliche Schlafanamnese erforderlich. Außerdem können Schlaffragebögen und Schlafprotokolle genutzt werden.

Zudem gibt es extra Schlafmediziner, die in dem Gebiet spezialisiert sind. Die Überweisung ins Schlaflabor erfolgt, wenn aufgrund von diagnostischen Verfahren eine körperlich bedingte Schlafstörung in Betracht kommt, z.B. bei einer Schlafapnoe. Im Schlaflabor werden dann unterschiedliche Werte gemessen, wozu ein EEG (Aktivität des Gehirns) und EKG (Aktivität des Herzens) gemacht wird. Zudem werden auch die Augenbewegegung, Beinbewegung und viele andere Körperfunktionen beobachtet.

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Quellen

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