Press ESC to close

Schlafparalyse

Personen, die schon mal eine Schlafparalyse erlebt haben, erzählen meist von beängstigenden Gestalten und Gefühlen. Sie sind in dem Moment in ihrem eigenen Körper gefangen, können sich nicht bewegen, bekommen aber alles mit. Dabei ist die Schlafparalyse in der Regel völlig harmlos. Was es genau damit auf sich hat, erfährst Du in diesem Artikel.

Das wichtigste im Überblick

  • Während einer Schlafparalyse können sich Betroffene nicht willkürlich bewegen. Es liegt nämlich eine Muskelatonie wie im REM-Schlaf vor, wovon die Augen-, Atem- und Herzmuskulatur ausgenommen ist.
  • Die Schlaflähmung ist ungefährlich. Dass sich der Mensch während des Schlafs nicht bewegen kann, dient als Schutzfunktion, damit keine gefährlichen Bewegungen ausgeführt werden.
  • Ein häufiges Symptom sind beängstigende Halluzinationen, weswegen viele Betroffene Angst vor dem Schlafengehen haben.
  • Durch eine gute Schlafhygiene kann man Schlafparalysen vorbeugen.

Was ist Schlafparalyse?

Während der Mensch schläft, werden unterschiedliche Schlafphasen durchlaufen. Dabei kann man zwischen Non-REM-Schlaf und REM-Schlaf unterscheiden. Letzteres ist dadurch gekennzeichnet, dass hier die meisten Träume auftreten, weswegen der REM-Schlaf auch als Traumschlaf bezeichnet wird. Während dieses Stadiums ist der Muskeltonus völlig erloschen (Muskelatonie). Davon ausgenommen ist die Augen-, Herz- und Atemmuskulatur. Der Grund für die Reduktion des Muskeltonus liegt darin, dass sich der Mensch im Schlaf zum Schutz nicht unkontrolliert bewegen soll.

Eine Schlafparalyse (auch Schlaflähmung genannt) kommt dann vor, wenn die Betroffenen beim Aufwachen oder Einschlafen für kurze Zeit keine willkürlichen Bewegungen ausführen können. Die Schlafparalyse dauert für einige Sekunde oder sogar Minuten an. Der Muskeltonus bleibt also reduziert, wie es auch beim REM-Schlaf der Fall ist. Dazu können auch akustische, taktile, olfaktorische und/oder visuelle Halluzinationen auftreten, welche für die Betroffenen real wirken. Diese können als kurze Traumepisoden auftreten, welche trotz des wachen Zustands fortgesetzt werden.

Schlafparalyse

Was sind Anzeichen für Schlafparalyse?

Wenn Du nicht genau weißt, ob Du schon mal eine Schlafparalyse hattest, sind im Folgenden Anzeichen für eine Schlafparalyse aufgelistet.
  • Du bist bei Bewusstsein, aber kannst Dich nicht bewegen
  • Du denkst, Du wärst gelähmt
  • Du bist wach, aber Dein Traum geht weiter
  • Druck auf der Brust
  • Gefühl zu Ersticken
  • Halluzinationen, die akustisch, visuell, olfaktorisch und/oder taktil sein können
  • Gruselige Gestalten in deinem Zimmer
  • Manche Betroffene berichten auch davon, dass sie ihren eigenen Körper verlassen und sich selbst von oben anschauen können

Welche Ursachen hat Schlafparalyse?

Da während der Schlafparalyse ähnliche Zustände wie beim REM-Schlaf zu beobachten sind, geht man davon aus, dass während der Schlafparalyse ein Mischzustand aus Wachsein und REM-Schlaf vorliegt. Der REM-Schlaf verursacht die Muskelatonie und aufgrund des Wachzustands bekommen die Betroffenen alles mit.
Außerdem gibt es auch einige Faktoren und Erkrankungen, die eine Schlafparalyse begünstigen können. Diese kannst Du folgender Tabelle entnehmen.
Erkrankungen Äußere Faktoren 
  • psychische Störungen
  • Schlafstörungen (Obstruktive Schlafapnoe, Schlafmangelsyndrom, idiopathische Hypersomnie)
  • Narkolepsie
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit)
  • Bipolare Störungen
  • Schichtarbeit, Jetlag
  • Schlafposition (häufig bei Rückenschläfern)
  • Alkoholkonusm
  • Drogenmissbrauch
  • Stress
  • unregelmäßige Schlaf-Wach-Rhythmen
  
Dass Schlafparalysen häufig bei Personen auftreten, die auf dem Rücken schlafen, zeigt die Studie „Situational factors affecting sleep paralysis and associated hallucinations: position and timing effects“ von J. A. Cheyne aus dem Jahr 2002. ¹

Schlafparalysen treten häufig bei Personen mit Schlafstörungen bzw. schlechtem Schlaf auf.

Schlafparalyse

Wie kann man Schlafparalyse vorbeugen? Wie lässt sich eine Schlafparalyse verhindern?

Da es einen großen Zusammenhang zwischen Schlafparalysen und anderen Schlafproblemen gibt, kann man durch eine gute Schlafhygiene eine Schlafparalyse vermeiden. Darunter versteht man die Verhaltensweisen und Umstände, welche den Schlaf fördern. Dazu gehören z.B.:
  • regelmäßige Schlafens- und Aufstehzeiten
  • ruhige und dunkle Schlafumgebung mit der idealen Temperatur
  • eine gemütliche Matratze und Kissen nutzen
  • Rituale vor dem Schlafengehen, welche nicht länger als 30 Minuten dauern sollten
  • Konsum von Alkohol und Koffein vor dem Schlafengehen senken
  • Vor dem Schlafengehen keine elektrischen Geräte nutzen, wie z.B. Handys und IPads

Leider gibt es noch keine Möglichkeit, wie man eine gerade andauernde Schlafparalyse stoppen kann.

Schlafparalyse

Schlafparalyse: Halluzinationen und andere Symptome?

Halluzinationen treten als Symptom bei ca. einem Drittel der Betroffenen mit Schlafparalyse auf. Bei manchen Betroffenen fühlt es sich so an, dass der Traum trotz Wachheit fortgesetzt wird und so die beängstigenden Gestalten im eigenen Zimmer gesehen werden. Die Halluzinationen kann man in drei Kategorien einteilen:
  • Halluzination von Eindringlingen (Präsenz von Gestalten): Wahrnehmung von Personen, Schatten oder Wesen im Raum
  • Inkubushalluzination: Betroffene haben ein Erstickungsgefühl oder einen starken Druck auf der Brust. Diese Halluziantion tritt häufig in Kombination mit der ersten Kategorie der Halluzination auf.
  • Vestibularmotorische Halluzinationen: außerkörperliche Empfindungen oder Bewegungsgefühle (z.B. Schweben), Betroffene schauen z.B. von oben auf ihren eigenen Körper herab
Außerdem gibt es noch weitere Symptome der Schlafparalyse, welche hier aufgelistet sind:
  • Lähmung (bis auf die Atem-, Augen- und Herzmuskulatur)
  • Unfähigkeit zu sprechen
  • Angst
  • Panik
  • Hilflosigkeit
  • Verminderung der Schlafqualität
  • Tagesmüdigkeit

Schlafparalyse: Was läuft im Kopf schief?

Während des REM-Schlafs/Traumschlafs kommt es zum Schutz vor unkontrollierten Bewegungen zu einer Muskelatonie. Die Reduktion des Muskeltonus geschieht durch bestimmte Strukturen im Gehirn. Im Hirnstamm gibt es ein Areal, welcher sich Pons (Brücke) nennt. Hier gibt es bestimmte Kerngebiete (pontine Kerngebiete), welche für die motorische Aktivität zuständig sind. In diesen Kernen konnte man cholinerge Nervenzellen erkennen, welche bedeutend für die Einleitung des REM-Schlafs sind. Außerdem hemmen sie über die Formatio reticularis (andere Kerngebiete im Hirnstamm) spinale Motoneurone, wodurch es zur Muskelatonie kommt.
Wird man nun während der REM-Schlafphase wach und der Muskeltonus bleibt reduziert, kommt es zur Schlaflähmung. Dabei ist der genaue Mechanismus noch nicht vollständig bekannt.

Schlafparalyse

Wie gefährlich sind Schlafparalysen?

Die Schlafparalyse wird häufig mit etwas Negativem in Verbindung gebracht, da sie mit erschreckenden Gestalten und Wesen assoziiert wird. Dabei ist die Schlaflähmung völlig harmlos und ein Schutzmechanismus des Körpers. Bei Vielen kommt sie nur einmal vor und bedarf dann keiner Behandlung. Wenn die Schlafparalyse jedoch häufiger auftritt, kann sie Stress, Angst vor dem Schlafengehen und/oder Schlaflosigkeit verursachen. Dann sollte man gegebenenfalls einen Arzt aufsuchen und die Ursachen abklären.

In der Regel sind Schlafparalysen ungefährlich und müssen nicht behandelt werden.

Wie geht man mit chronischer Schlafparalysen um?

Bei chronischen Schlafparalysen sollte zunächst mit Hilfe eines Arztes die Ursache geklärt werden. Liegen nämlich Schlafparalysen aufgrund von Erkrankungen, wie z.B. die Narkolepsie, Schlafapnoe oder idiopathische Hypersomnie vor, sollten diese Ursachen therapiert werden. Bei psychischen Ursachen hilft unter Umständen eine Psychotherapie.

Oft hilft es auch den Betroffenen, aufgeklärt und beraten zu werden. Es ist wichtig zu wissen, dass die Schlafparalyse ungefährlich ist, denn viele haben während einer Schlafparalyse Angst vor dem Ersticken. Dabei funktioniert die Atem-, Herz- und Augenmuskulatur während der Muskelatonie normal weiter. Außerdem ist eine gute Schlafhygiene hilfreich, um Schlafparalysen vorzubeugen.

Arten von Schlafparalyse

Es gibt drei verschiedene Arten der Schlafparalyse:
  • Isolierte Schlafparalyse: Hierbei handelt es sich um eine einmalige Episode, welche nicht mit einer Erkrankung oder Schlafproblemen einhergeht.
  • Wiederkehrende Schlafparalyse: Die Schlafparalysen treten gehäuft auf, wobei diese Art oft mit Narkolepsie zusammenhängt.
  • rezidivierende isolierte Schlaflähmung (RISP): Hier handelt es sich um wiederkehrende Episoden in einer bestimmten Zeitspanne, welche mit einer emotionalen Belastungen (z.B. Angst) einhergeht. Auch hier liegt keine Erkrankung oder Schlafstörung als Ursachen vor.

Schlafparalyse: Wie wahrscheinlich ist eine Schlaflähmung?

Laut der systematischen Übersichtsarbeit ,,Lifetime Prevalence Rates of Sleep Paralysis: A Systematic Review“ aus 2011, wurde festgestellt, dass Schlafparalysen häufig auftreten. Dabei sind Studenten und Patienten mit psychiatrischen Störungen häufiger betroffen. So konnte man feststellen, dass 8% der Allgemeinbevölkerung, 29% der Studenten und 32% der psychiatrischen Patienten schon mal eine Schlafparalyse durchlebt haben. ² 
Außerdem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Schlafparalysen durch folgende Faktoren:
  • Wenn die Schlaflähmung auch schon in der Familie aufgetreten ist.
  • Wenn man unter Schlafmangel leidet.
  • Wenn man einen unregelmäßigen Schlafrhythmus hat. 

Wie wird Schlafparalyse behandelt?

Da die Schlafparalyse an sich ungefährlich ist, bedarf sie in der Regel keiner Behandlung. Tritt sie jedoch häufiger auf oder hat sie eine Erkrankung oder Schlafstörung als Ursache, sollte man einen Arzt aufsuchen, um diese zu therapieren. So gibt es zusammenfassend vier Möglichkeiten, um Schlafparalysen zu behandeln bzw. vorzubeugen:
  • Verbesserung der Schlafhygiene
  • Verschriebene Antidepressiva nehmen, wenn der Arzt das empfohlen hat (unterdrücken den REM-Schlaf)
  • Psychotherapie bei psychischen Ursachen
  • Behandlung der verursachenden Erkrankung oder Schlafstörung (z.B. Narkolepsie)
Quellen

Medrepublic legt großen Wert auf die Qualität und Zuverlässigkeit unserer Gesundheitsinformationen und Ratgeber. Unsere Inhalte basieren ausschließlich auf Studien, die von Experten begutachtet wurden, auf Forschungsergebnissen akademischer Einrichtungen und auf Informationen von anerkannten medizinischen Verbänden und Organisationen. Wir verzichten auf sekundäre und tertiäre Quellen, um die Genauigkeit und Aktualität unserer Artikel zu gewährleisten. Darüber hinaus werden alle Texte von qualifizierten Medizinern verfasst und überprüft, um fachliche Richtigkeit zu garantieren. Unser Engagement für diese strengen Richtlinien stellt sicher, dass Du vertrauenswürdige und präzise medizinische Ratschläge erhältst.