Ist es schädlich beim Schlafen durch den Mund zu atmen? Leider schon. Das hat viele Gründe, die in dem folgenden Artikel erklärt werden. Wenn Du wissen willst, wie Du Dir die Mundatmung abgewöhnst, bist Du hier genau richtig.
Das wichtigste zu schlafen mit offenem Mund
- Man kann zwischen der Mund- und Nasenatmung unterscheiden. Die normale Atmung sollte durch die Nase und Nasennebenhöhlen stattfinden.
- Unterschiedliche Ursachen führen zu einer pathologischen oder habituellen Mundatmung. Häufig sind anatomische Veränderungen der Nase und des Kiefers dafür verantwortlich.
- Schlafen mit einem offenen Mund kann viele Folgen nach sich ziehen, wie z.B. Halsschmerzen und Zahn- und Zahnfleischerkrankungen.
- Auch bei Babys und Kindern ist auf die Form der Atmung zu achten.
- Die Behandlung der Mundatmung erfolgt ursachenorientiert.
Was versteht man unter schlafen mit offenem Mund?
Unter Schlafen mit offenem Mund versteht man die Form der Atmung beim Schlafen, bei der die Luft über den Mund in die Lunge gelangt. Dies wird auch als Mundatmung bezeichnet. Davon abzugrenzen ist die Nasenatmung, bei der die Luft über die Nase in die Lunge geleitet wird. Nun ist es so, dass die Nase und Nasennebenhöhlen viele wichtige Funktionen bezüglich der Vorbereitung der Atemluft hat, die bei der Mundatmung wegfallen. Dazu gehören die Erwärmung, Reinigung und Anfeuchtung der Atemluft.
Bei der Mundatmung kann man wiederum zwischen einer habituellen und pathologischen Form unterscheiden. Die pathologische Mundatmung entsteht aufgrund von anatomischen Veränderungen, wie z.B. eine verbogene Nasenscheidewand.
Welche Gründe gibt es für die Mundatmung?
Doch wie wird die Mundatmung verursacht? Da gibt es zahlreiche Gründe, welche dies zur Folge haben können. Die häufigsten sind im Folgenden aufgelistet:
- Erkältung
- Allergien
- Nasennebenhöhlenentzündungen
- Asthma
- anatomische Gegebenheiten der Nase und des Kiefers (z.B. Nasenscheidewandveränderung)
- besonders bestimmte Kieferformen und Kieferfehlstellungen führend zu einer Mundatmung
- Verlegung des Nasen-Rachenraums: vergrößerte Mandeln, Adenoide, Polypen
- erworbene muskuläre Dysfunktion
- Stress
Was ist mit einer erworbenen muskulären Dysfunktion gemeint?
Für eine normale Nasenatmung befinden sich die Zunge und der Unterkiefer in einer Ruheposition. Dafür herrscht ein Gleichgewicht zwischen der Schwerkraft und den Muskeln, die den Unterkiefer jeweils nach oben und nach unten ziehen. Liegt nun eine muskuläre Dysbalance vor, kann es zu pathologischen Kieferformen kommen, die eine Mundatmung zur Folge haben.
Halsschmerzen durch das Schlafen mit offenem Mund: Was für Folgen gibt es noch?
Wer aufgrund von bestimmten Ursachen mit einem offenen Mund schläft, hat bestimmt schon die unangenehmen Halsschmerzen erlebt. Dies liegt daran, dass während des Schlafs weniger Speichel produziert wird. Wenn man dann noch mit einem offenen Mund schläft, trocknet der Mund- und Rachenraum aus, was unangenehme Halsschmerzen zur Folge haben kann. Auch das Schnarchen kann eine Folge der Mundatmung sein. Falls dies bei Dir der Fall ist, sollte man zusätzlich auf andere Symptome, wie z.B. Tagesmüdigkeit und einen nicht erholsamen Schlaf, achten, da dies ein Hinweis auf ein Schlafapnoe-Syndrom sein kann.
Durch die Mundatmung kann es noch zu weiteren Folgen kommen, die hier aufgelistet sind:
- verringerte Sauerstoffversorgung des Gehirns und der Organe
- beeinflusste Entwicklung des Kindes
- gesteigertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Asthma
- Mundtrockenheit
- Zahn- und Zahnfleischerkrankungen
Kann es durch das Schlafen mit offenem Mund zu Mundgeruch kommen?
Laut der Studie ,,Dental health, halitosis and mouth breathing in 10-to-15 year old children: A potential connection“ aus 2019, besteht ein Zusammenhang zwischen der Mundatmung und Mundgeruch. Dies liegt daran, dass der Speichel austrocknet, wodurch die Fäulnisbakterien im Mund dominieren.¹
Vorbeugung: Wie gewöhnt man sich beim Schlafen die Mundatmung ab?
Wie man sich die Mundatmung abgewöhnen kann, hängt davon ab, worin die Ursache dafür liegt. Liegt beispielsweise eine Erkältung oder verstopfte Nase als Grund vor, kann man versuchen, die Nase freizubekommen. Da können z.B. Nasenduschen und abschwellende Nasensprays helfen, wobei man darauf achten sollte, dass die Nasensprays nicht durchgehend verwendet werden sollten, da sie sonst abhängig machen können. Wenn eine Allergie der Grund für die Mundatmung ist, ist es sinnvoll die Allergene zu umgehen, wie z.B. Staub und Pollen.
Außerdem können Übungen bestimmter Muskeln helfen, um die Nasenatmung zu begünstigen. Dies wird auch als Myofunktionelle Therapie bezeichnet, bei der unter anderem die Ruhelage der Zunge, Gesichtsmuskeln und Atemtechniken trainiert werden.
Bei nächtlicher Mundatmung und Schnarchen können Schnarch-Mundstücke Abhilfe leisten. Dadurch wird die Mundatmung verhindert, wodurch die gesündere Nasenatmung einsetzten kann.
Liegen jedoch veränderte anatomische Gegebenheiten der Nase und des Kiefers vor, können Nasensprays und Schnarch-Mundstücke nicht helfen. Hier ist es sinnvoll, einen HNO-Arzt oder Kieferorthopäden aufzusuchen. Mit einer geeigneten Therapie kann dann zur Nasenatmung gewechselt werden. Bei vergrößerten Tonsillen und Adenoiden kann eine operative Entfernung notwendig sein.
Manche Betroffene versuchen es auch mit dem sogenannten Mouth Taping. Hier wird der Mund mit einem medizinischen Pflaster oder Mundpflaster zugeklebt, sodass man gezwungen ist, durch die Nase zu atmen. Nach häufigerer Anwendung soll man dann auch ohne das Mouth Taping durch die Nase atmen.
Schlafen mit offenem Mund bei Babys und Kleinkindern
Ist die Mundatmung bei Kindern und Babys auch schädlich? Die Antwort ist klar, und zwar ja!
Bei Kindern liegt meist eine myofuktionelle Störung vor, worunter man eine Störung des Gleichgewichts der Gesichts-, Zungen- und Lippenmuskulatur versteht, was wiederum häufig eine Mundatmung zur Folge hat. Außerdem kommt es durch diese Störung unter anderem zu Sprechstörungen und einer falschen Zungenhaltung, wodurch Zahnfehlstellungen (z.B. offener Biss) entstehen können. So ist es hier sinnvoll, eine Therapie anzugehen, wobei eine Behandlung durch einen Logopäden, HNO-Arztes und Kieferorthopäden ratsam ist.
Des Weiteren führt die Mundatmung dazu, dass Kinder häufiger erkranken, da die Filterungsfunktion durch die Nase wegfällt. So sind die Kinder anfälliger für Infekte des Nasen-Rachen-Raums, wie z.B. Mandelentzündungen.
Ähnlich ist es bei Babys. Wenn es permanent mit einem offenen Mund schläft, ist es sinnvoll einen Kinderarzt aufzusuchen, um der Ursache auf den Grund zu gehen.
Medizinischer Faktencheck: Zahlen und Statistiken zu schlafen mit offenem Mund
Nach einer amerikanischen Umfrage ,,About Last Night“, bezeichnen sich 61% der 1.001 Befragten als Mundatmer.
Dabei wachten 75% der Befragten häufiger aufgrund einer verstopften Nase auf, 61% mit einem trockenen Mund. 37% der Teilnehmer waren Schnarcher.
Laut der Umfrage soll die Mundatmung die Schlafqualität genauso stark beeinflussen wie Stress.
Das rät der Medizinexperte zu schlafen mit dem offenen Mund
Viele Menschen denken, dass eine Mundatmung nicht gesundheitsschädlich ist und ergreifen deswegen keine Maßnahmen. Dies kann jedoch mehrere Folgen nach sich ziehen, weswegen man schon im Säuglings- und Kindesalter auf die Form der Atmung achten sollte. Gerade hier kann die Mundatmung zu Zahn- und Kieferfehlstellungen führen, die im Kindesalter noch gut zu behandeln sind. Je älter man aber wird, desto schwerer wird die Behandlung.