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Schlafzyklus

Der Schlaf ist ein besonderer Verhaltenszustand. Das Bewusstsein ist eingeschränkt und viele physiologische Prozesse im Körper werden beeinflusst. Menschen und Tiere suchen deswegen sichere Orte für den Schlaf auf.  Außerdem sind dem Schlaf viele wichtige Funktionen zuzuschreiben. So spielt er beispielsweise eine wesentliche Rolle für die Immunabwehr und Bildung des Langzeitgedächtnisses. Diese Funktionen werden vor allem durch den Deltaschlaf vermittelt. Der Schlaf ist in mehreren Schlafphasen eingeteilt. Welche das sind und was diese genau zu bedeuten haben, erfährst Du hier.

Das wichtigste in Kürze zu Schlafphase

  • Der Schlaf besteht aus Non-REM-Schlaf und REM-Schlaf, welche mit Hilfe der Polysomnographie erfasst werden können.
  • Ein Schlafzyklus besteht aus verschiedenen Schlafphasen.
  • Der Non-REM-Schlaf kann in drei Schlafphasen eingeteilt werden: N1, N2, N3.
  • Während des Schlafs verändern sich die vegetativen Funktionen des Körpers.
  • Für die Erholung des Körpers ist die Tiefschlafphase besonders wichtig

Was ist ein Schlafzyklus?

Ein Schlafzyklus beschreibt die Reihenfolge von Schlafphasen bzw. Schlafstadien im Schlaf. Dabei kann man zwischen Non-REM- und REM-Schlaf unterschieden, wobei REM für Rapid Eye Movement steht.

Schlafphasen – so verläuft unser Schlaf

Der Schlaf kann in den orthodoxen und paradoxen Schlaf eingeteilt werden. Nimmt mit zunehmender Schlaftiefe die EEG-Frequenz ab, spricht man vom ,,orthodoxen“ Schlaf oder ,,slow-wave-sleep“. Wenn das EEG aber an dem eines wachen Menschen erinnert, während der Schlaf trotzdem tief ist, spricht man vom ,,paradoxem“ Schlaf oder „fast-wave-sleep“.

Non-REM-Schlaf = orthodoxer Schlaf = ,,slow-wave-sleep“

REM-Schlaf = paradoxer Schlaf = ,,fast-wave-sleep“

Ein gesunder Mensch durchläuft pro Nacht vier bis sieben Non-REM-REM-Schlafzyklen, welche ca. 90-100 Minuten andauern. Zunächst geht der erwachsene Mensch vom Wachzustand immer in den Non-REM-Schlaf über, welcher aus den Schlafstadien N1 (Einschlafphase), N2 (Leichtschlaf) und N3 (mitteltiefer Schlaf und Tiefschlaf) besteht. Der REM-Schlaf wird auch als Traumschlaf bezeichnet, da Personen, die aus dem REM-Schlaf geweckt werden, oftmals von gefühlsgeprägten Träumen berichten.

Schlafphase

Außerdem liegen in den Zyklen der ersten Nachthälfte lange Deltaschlafphasen (N3) vor, wohingegen in der zweiten Nachthälfte langandauernde REM-Schlafphasen überwiegen.

N3 ist die tiefste Non-REM-Schlafphase, in der langsame Delta-Wellen vorherrschen. Aus diesem Grund spricht man auch von Deltaschlaf.

Die Abfolge der Schlafphase während eines Zyklus sieht wie folgt aus:

– Non-REM-Schlaf (N):

  • N1 (Einschlafphase)
  • N2 (Leichtschlaf)
  • N3 (mitteltiefer Schlaf und Tiefschlaf)
  • N2 (Leichtschlaf)

– REM-Schlaf (Traumschlaf) 

Außerdem gibt es auch zwischenzeitlich kurze Wachphasen, welche mit dem Alter zunehmen.

Des Weiteren kann man zwischen Kern- und Füllschlaf unterscheiden. Unter dem Kernschlaf versteht man die ersten beiden Schlafzyklen, da sie für die Erholung des Menschen besonders bedeutend sind. Die übrigen Schlafzyklen bezeichnet man als Füllschlaf.

Ein Schlafzyklus, fünf Schlafphasen

Während des Schlafs durchläuft der Mensch verschieden tiefe Schlafphasen. Im Gegensatz zu den ersten Stunden des Schlafs ist dieser morgens grundsätzlich leichter. Unter leichtem Schlaf versteht man unter anderem, dass die Person leicht aus dem Schlaf geweckt werden kann.

Anhand eines EEGs kann man die fünf verschiedenen Schlafphasen nachvollziehen, in der es zu Veränderungen vegetativer Funktionen kommt. Eine Übersicht kannst Du Dir in der folgenden Tabelle ansehen:

Stadium Schlafphase Charakteristika
1 Einschlafphase (N1) • Muskeltonus sinkt

• leichte Erweckbarkeit

• Muskelzuckungen aufgrund von synchronen neuronalen Entladungen

2 Leichtschlaf (N2) • Verlangsamung der Herzfrequenz und Atmung

• Körpertemperatur sinkt leicht ab

3 mitteltiefer Schlaf (N3) • Übergang in den Tiefschlaf
4 Tiefschlaf (N3) • erholsamste Schlafphase

• Schlafwandeln und Sprechen im Schlaf

• verringerte Hirn- und Muskelaktivität

• Herz- und Atemfrequenz immer noch verlangsamt

• Körpertemperatur bleibt gesenkt

5 REM-Schlaf • Anstieg Herzschlagfrequenz und Blutdruck

• beschleunigte Atmung

• Muskeltonus völlig erloschen

• Penis- und Klitoriserektionen kommen vor

• Hirndurchblutung steigt wieder auf Ausgangsniveau an

• Bericht von gefühlsgeprägten Träumen

Der mitteltiefe Schlaf und der Tiefschlaf werden häufig auch als eine Schlafphase zusammengezählt, weswegen man auch von vier Schlafphasen spricht.

Non-REM-Schlaf 

Der Non-REM-Schlaf ist grundsätzlich durch niedrige vegetative Funktionen gekennzeichnet. Es kommt seltener zu Traumberichten und wenn doch, sind diese meist logischer. Außerdem tritt das Sprechen im Schlaf während der Non-REM-Phase häufiger auf. Der Non-REM-Schlaf kann in die Stadien N1, N2 und N3 geteilt werden, wobei ein gesunder junger Erwachsene 20% des Schlafs pro Nacht im Deltaschlaf verbringt. Ca. 50% des Schlafs verbleibt der Mensch im Schlafstadium N2.

REM-Schlaf

Die REM-Schlafphase hat ihren Namen durch die schnellen richtungslosen Augenbewegungen unter den Lidern bekommen, welche man als Rapid Eye Movement (REM) bezeichnet. Von der Reduktion des Muskeltonus ist also nur die Augen- und Atemmuskulatur ausgenommen. Da das EEG eher dem eines wachen Menschen ähnelt, die Person aber trotzdem genauso schwer erweckbar ist, als wäre sie im Tiefschlaf, spricht man vom desynchronisierten Schlaf. Grundsätzlich sind die vegetativen Funktionen beschleunigt und es kommt häufig zu Traumberichten, wobei das Sprechen im Schlaf seltener auftritt.

Die REM-Schlafphasen dauern durchschnittlich 20 Minuten und treten etwa alle 1,5 Stunden auf. Außerdem treten sie morgens häufiger auf und dauern auch länger. Sie nehmen ca. 20-25% des Schlafs pro Nacht ein.

Warum ist der ungestörte Ablauf der Schlafphasen so wichtig für uns?

Der Non-REM-Schlaf und REM-Schlaf haben unterschiedliche Funktionen, welche für die Regeneration des Körpers wichtig sind. Dabei ist die Tiefschlafphase für die psychische und physische Erholung die wichtigste Schlafphase. Während der Non-REM-Schlaf bedeutend für das deklarative Gedächtnis ist, ist der REM-Schlaf für die Sicherung von Lerninhalten im Gedächtnis verantwortlich. Zudem ist der Schlaf unerlässlich für viele Prozesse im Körper, wozu unter anderem die Immunabwehr und die Bildung von Wachstumshormonen gehört. Bei einem gestörten Ablauf der Schlafphasen, können diese Prozesse nicht mehr reibungslos ablaufen, was sich dann negativ auf die Gesundheit auswirken kann.

Wie werden die Schlafstadien gemessen?

Die Polysomnographie (auch PSG genannt) wird für die Messung und Untersuchung des menschlichen Schlafs verwendet. Im Rahmen der PSG wird ein Elektroenzephalogramm (EEG, Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns), ein Elektromyogramm (EMG, Messung der elektrischen Aktivität eines Muskels) und ein Elektrookulogramm (EOG, Messung der Augenbewegungen) durchgeführt.

Nun werden jeweils Abschnitte von 30 Sekunden des PSG nach vorgeschriebenen Regeln in die fünf unterschiedlichen Stadien eingeteilt und zwar die Non-REM-Stadien N1, N2 und N3, das REM-Schlafstadium und den Zustand der Wachheit.

Das EEG ist heutzutage das wichtigste Instrument, um den gestörten und normalen Schlaf zu untersuchen.

Schlafphase

Welche Gehirnaktivität innerhalb der Schlafphasen?

Um das EEG besser zu verstehen, ist es sinnvoll zu wissen, dass ein wacher, entspannter Erwachsener mit geschlossenen Augen einen bestimmten α-Rhythmus im EEG besitzt. Diese sind als Signale zwischen 8 und 13 Hz im EEG zu erkennen. Bei dem Übergang in den Schlaf verschwinden diese α-Wellen. Nun gibt es weitere Signale, die typisch für die verschiedenen Schlafstadien sind, welche in der folgenden Tabelle aufgelistet sind. 

 

Stadium Schlafphase Gehirnaktivität/EEG
1 Einschlafphase • nur noch wenige α-Wellen

• überwiegend θ-Aktivität: Theta-Wellen treten auf, wenn Entspannung in Schlaf übergeht

2 Leichtschlaf θ-Wellen 

• Schlafspindeln: Wahrnehmung von Reizen aus der Umwelt wird gehemmt

K-Komplexe: lösen die Weckreaktion aus, daher Wahrnehmung und Verarbeitung von Umweltreizen 

3 mitteltiefer Schlaf  • δ-Wellen (10-50% der Zeit): langsame Gehirnwellen, treten im Tiefschlaf auf

K-Komplexe

4 Tiefschlafphase δ-Wellen (über 50% der Zeit)
5 REM-Schlaf β-Wellen: bei Personen mit offenen Augen + zusätzlichen äußeren Einflüsse → paradoxer Schlaf

θ-Aktivität

Im Wandel: Schlafphasen und Lebensalter

Schon vor der Geburt bilden sich die Zustände wie Schlaf und Wachheit aus. In den ersten sechs Lebensmonaten entwickelt sich dann der Delta- und REM-Schlaf. Außerdem hängt der Anteil des REM-Schlafs vom Alter ab. Bei Neugeborenen beträgt er 50%. Schon mit fünf Jahren sinkt der Anteil auf die Hälfte und beträgt damit 25%. Im Erwachsenenalter beträgt er nur noch 20%.

Schlafphasen beim Baby

Die beim Säugling abgeleiteten EEG-Muster sind sehr unterschiedlich, weswegen man keine direkte Einteilung in REM-Schlaf und Deltaschlaf vornehmen kann. Aus diesem Grund verwendet man bei Babys bis zum 6. Lebensmonat die Begriffe ,,ruhiger“ und ,,aktiver“ Schlaf (quiet sleep, active sleep). Erst danach bilden sich die typischen Schlafmuster des Delta- und REM-Schlafs aus. Anfangs kann man noch keine feste Deltaktivität feststellen, welche aber mit den ersten beiden Lebensjahren kräftig zunimmt. Im 12.-14. Lebensjahr kommt der Deltaschlaf schließlich bei seinen Höchstwerten heran.

Des Weiteren haben Babys einen höheren Anteil am REM-Schlaf, was daran liegen könnte, dass dieser die Ausbildung des zentralen Nervensystems unterstützt. Zudem beginnt der Schlafzyklus eines Säuglings auch anders als bei Erwachsenen, nämlich direkt mit der REM-Schlafphase.

Schlafphase

Schlafphasen bei Erwachsenen

Auch im Erwachsenenalter kommt es zu Veränderungen der Schlafphasen. In hohem Alter wird der Anteil der Leichtschlafphasen größer und der Anteil der Tiefschlafphasen kleiner. Aus diesem Grund sind ältere Menschen nachts leichter erweckbar und wachen morgens früher auf.

Was rät der Medizin Experte zu Schlafphasen?

Bei einem gesunden Schlaf können die fünf Schlafphasen ungehindert hintereinander abfolgen. Dafür ist eine gute Schlafhygiene wichtig, um eine ideale Schlafumgebung zu schaffen. Wenn man nachts öfter wach wird, fällt nämlich mit zunehmendem Alter das erneute Einschlafen schwerer. Versuche deswegen Störfaktoren zu vermeiden, indem Du Dir eine individuelle Schlafhygiene-Checkliste zusammenstellst. Tipps für eine gute Schlafhygiene findest du hier

Quellen

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