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Senile Bettflucht

Du hast bestimmt schon mal gemerkt, dass ältere Menschen, wie z.B. Deine Großeltern, schon viel früher müde werden und morgens dafür schon die Ersten sind, die wach werden. Dieses Phänomen ist im Volksmund als „senile Bettflucht“ bekannt. Was genau das ist und wie es dazu kommt, wird in diesem Artikel geklärt.

Das wichtigste zur senilen Bettflucht

  • Die senile Bettflucht beschreibt die Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus im Alter.
  • Es kommt zu einer Umstellung der inneren Uhr.
  • Höchstwahrscheinlich sind Hormone im Blut für die senile Bettflucht verantwortlich.
  • Sie ist völlig normal und es besteht kein Grund zur Sorge, solange ein erholsamer Schlaf erreicht wird.
  • Mit einer guten Schlafhygiene kann man einen gesunden Schlaf fördern und Schlafstörungen vorbeugen.

Was bedeutet senile Bettflucht im Alter?

Unter der senilen Bettflucht versteht man die Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus mit zunehmendem Alter. Der Grund dafür besteht unter anderem in der Tatsache, dass die individuelle Schlafdauer im Alter abnimmt. Also handelt es sich um eine völlig normale Erscheinung, die scherzhaft als senile Bettflucht bezeichnet wird.

Welche Ursachen führen zur senilen Bettflucht?

Dass ältere Menschen schneller müde werden und morgens früher wach werden, liegt unter anderem an der abnehmenden Schlafdauer. Zudem wachen sie während des Schlafs öfter auf, weswegen die Schlaftiefe abnimmt. Es kommt zu einer Umpolung der inneren Uhr, wodurch viele Betroffene zu sogenannten Lerchen werden.

Was ist der Unterschied zwischen Eulen und Lerchen?

Bei Eulen dauert die innere Uhr länger als 24 Stunden, weswegen sie erst später aufstehen, länger wach bleiben und erst abends ihre produktive Phase haben. Im Gegensatz dazu tickt diese innere Uhr bei Lerchen schneller als 24 Stunden, weswegen sie früher wach werden, morgens am produktivsten sind und dafür auch früher schlafen gehen.

Wie kommt es zu diesen Veränderung?

Um zu klären, wie und warum es zu der Umpolung der inneren Uhr kommt, muss erstmal erläutert werden, was überhaupt die innere Uhr ist. Die innere Uhr ist ein biologischer, körpereigener Rhythmus, nach dem viele physiologische Prozesse funktionieren, wie z.B. der Blutdruck und der Schlaf-Wach-Rhythmus. Diese innere Uhr wird von Strukturen im Gehirn gesteuert, dem Nucleus suprachiasmaticus. Wichtig ist aber zu wissen, dass fast jede Zelle in unserem Körper ihre eigene innere Uhr besitzt. Zusammen bilden sie dann den molekularen Rhythmus.

Interessanterweise fand eine Gruppe von Forschern aus dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie in Zürich heraus, dass vermutlich bestimmte Hormone im Blut älterer Menschen für die senile Bettflucht verantwortlich sind. Dafür wurde das Blutserum von älteren Menschen mit den Hautzellen junger Menschen vermischt, woraufhin sich zeigte, dass die molekularen Rhythmen der jungen Hautzellen nun auch verkürzt abliefen, genauso wie die der älteren Menschen. ¹ 

Ein weiterer Grund kann die Trübung der Augenlinsen sein, da sie dadurch weniger Licht aufnehmen. Das Licht ist deshalb so wichtig, weil die innere Uhr dadurch mit der äußeren Zeit der Umwelt synchronisiert wird.

Was hilft, um die nächtliche Bettflucht zu vermeiden?

Die senile Bettflucht lässt sich nicht so richtig vermeiden, da das Schlafbedürfnis mit zunehmendem Alter abnimmt. Wichtig ist, dass der Schlaf erholsam ist. Trotz abnehmender Schlafdauer kann man mit einer guten Schlafhygiene einen gesunden und erholsamen Schlaf erreichen. Dazu gehören z.B. folgenden Punkte:

  • regelmäßige Schlafens- und Aufstehzeiten
  • angenehme Schlafumgebung (ruhiges, dunkles Zimmer mit optimaler Temperatur – ca. 17°C)
  • entspannende Rituale vor dem Schlafengehen (z.B. Meditation, Lesen)
  • das Bett nur zum Schlafen und für Sex nutzen
  • keinen langen Mittagsschlaf (nicht länger als eine halbe Stunde)
  • keine schweren Mahlzeiten vor dem Schlafengehen (aber auch nicht hungrig zu Bett gehen)
  • ausgewogene Ernährung
  • ausreichend Bewegung
  • vor dem Schlafengehen kein Koffein- und Alkoholkonsum

Senile Bettflucht

Wie gefährlich ist das verminderte Schlafbedürfnis im Alter und ab wann sollte man zum Arzt?

Dass Senioren ein verringertes Schlafbedürfnis haben, ist grundsätzlich nicht gefährlich und entspricht der normalen Entwicklung des Menschen. Für einen erholsamen Schlaf ist die Schlafqualität nämlich wichtiger als die Schlafdauer. So ist erst ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn Du keinen erholsamen Schlaf mehr erreicht. Dies kannst Du beispielsweise an folgenden Anzeichen merken:

  • Tagesmüdigkeit
  • Schläfrigkeit am Tag
  • Nach dem Aufstehen fühlst Du Dich erschöpft und nicht erholt.
  • Verschlechterung der Tagesbefindlichkeit

Wie wird senile Bettflucht behandelt?

Wird trotz der senilen Bettflucht ein erholsamer Schlaf erreicht, ist keine Behandlung notwendig. Dass die Schlafdauer und das Schlafbedürfnis im Alter abnimmt, ist normal und kein Grund zur Sorge. Wenn aber eine verringerte Schlafqualität vorliegt und man sich über den Tag erschöpft und müde fühlt, kann eine Behandlung sinnvoll sein, da auch andere Ursachen für die Verschlechterung des Schlafs vorliegen können (z.B. Schlafapnoe-Syndrom).

So wird der Arzt erstmal eine ausführliche Schlafanamnese erheben und körperliche Untersuchungen durchführen. Liegen keine Auffälligkeiten vor, wird versucht, mit einer guten Schlafhygiene die Erholsamkeit des Schlafs wiederherzustellen. Wenn dies nicht hilft, kann auf die medikamentöse Therapie zurückgegriffen werden, wobei pflanzliche Präparate (z.B. Baldrian) bevorzugt werden, ehe man Non-Benzodiazepine (Z-Substanzen) verwendet.

Non-Benzodiazepine sollten nur in Absprache mit einem Arzt und über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden. Die maximale Behandlungsdauer beträgt vier Wochen.

Medizinischer Faktencheck: Zahlen und Statistiken zum Thema senile Bettflucht

  • Die senile Bettflucht ist eine normale Erscheinung und liegt an der Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus und der abnehmenden Schlafdauer.
  • Die Schlafdauer der Senioren liegt zwischen fünf und acht Stunden.
  • Es leiden insbesondere ältere Menschen ab 60 unter Schlafstörungen.
  • Ca. jeder zweiter Senior ab 65 Jahren leidet unter Schlafstörungen.

Das rät der Medizinexperte bei Schlaflosigkeit im Alter

Schlafstörungen bzw. Schlaflosigkeit im Alter führt zu einer Verschlechterung der Tagesbefindlichkeit und sollte nicht unterschätzt werden. Gerade bei Senioren kann durch die Müdigkeit die Sturzgefahr und damit das Risiko für Verletzungen erhöht werden. Häufig treten die Schlafstörungen aufgrund von mangelnder körperlicher und geistiger Aktivität oder wegen der Einnahme von Medikamenten vor. Aus diesen Gründen sollte eine gute Schlafhygiene etabliert werden und bei weiterem Bestehen der Schlaflosigkeit ein Arzt aufgesucht werden. Gegebenenfalls können die Medikamente anders dosiert werden oder eine andere Ursache für die Schlafstörung gefunden werden.

Wenn Deine Schlafdauer im Alter abgenommen und der Schlaf trotzdem erholsam ist, besteht kein Grund zur Sorge. Es ist völlig normal, dass man mit zunehmendem Alter früher aufsteht und dafür auch am Abend früher wieder zu Bett geht.

Quellen

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