Es leiden ungefähr 20 bis 30% der Patienten der Hausarztpraxen unter Tagesmüdigkeit. Die Tagesschläfrigkeit hingegen betrifft mindestens 5% der Bevölkerung. Es können unterschiedliche Ursachen vorliegen, die von körperlichen Erkrankungen bis hin zu psychischen Ursachen reichen. Was genau der Unterschied zwischen Tagesmüdigkeit und Tagesschläfrigkeit ist und was Du dagegen tun kannst, erfährst Du hier.
Das wichtigste zur Tagesmüdigkeit
- Die Tagesmüdigkeit ist ein oft auftretendes Symptom bei Schlafstörungen und Depressionen.
- Die Betroffenen leiden unter Erschöpfung und Kraftlosigkeit, was durch körperliche Anstrengungen verstärkt wird.
- Bei der Tagesschläfrigkeit nimmt die Müdigkeit durch körperliche Aktivtät hingegen ab.
- Die Behandlung erfolgt ursachenorientiert.
- Mit einer guten Schlafhygiene kann die Tagesmüdigkeit vorgebeugt werden.
Was versteht man unter Tagesmüdigkeit?
Von Tagesmüdigkeit spricht man, wenn man aufgrund von Schlafmangel, Schalfentzug und/oder Schlafstörungen unter Müdigkeit tagsüber leidet. Die Betroffenen erreichen keinen erholsamen Schalf, weswegen sie unter Erschöpfung und Antriebslosigkeit leiden, was sich bei körperlicher Betätigung verschlimmert.
Welche Ursachen gibt es für Tagesmüdigkeit?
Personen, die unter der Tagesmüdigkeit leiden, erreichen keinen erholsamen Schlaf. Dies kann unterschiedliche Ursachen haben.
Mögliche körperliche Ursachen
Einerseits gibt es körperliche Ursachen, die Tagesmüdigkeit auslösen können, wozu z.B. eine mangelhafte Schlafhygiene gehört. Die Schlafhygiene fasst die Umstände und Angewohnheiten zusammen, die den Schlaf fördern. Eine mangelhafte Schlafhygiene ist also durch Angewohnheiten wie z.B. unregelmäßige Schlafens- und Aufstehtzeiten, Alkohol- und Koffeinkonsum vor dem Schlafengehen, unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel gekennzeichnet. Mehr kannst du in dem Artikel zu Schlafhygiene nachlesen. Im folgenden sind die körperlichen Ursachen der Tagesmüdigkeit aufgelistet.
- Mangelhafte Schlafhygiene
- Schlafstörungen z.B. Obstruktive Schlafapnoe, Restless-Legs-Syndrom, Narkolepsie, Insomnie
- Neurologische Erkrankungen z.B. Parkinson-Krankheit, ADHS
- chronischer Infekt z.B. AIDS, Tuberkulose, Hepatitis
- Diabetes mellitus
- Tumore
- Vitaminmangel (vor allem Vitamin D und Vitamin B6)
- Eisenmangel
Mögliche psychische Ursachen
Des Weiteren können auch psychische Ursachen Tagesmüdigkeit auslösen, die im Folgenden aufgelistet sind.
- Stressituationen
- Depressionen
- Angst
- Burn-out-Syndrome
Medikamente und Drogen als Ursache
Auch Drogen und Medikamente können Tagesmüdigkeit auslösen. Zu den Medikamenten gehören z.B. Antidepressiva, Antihistaminika und blutdrucksenkende Mittel.
Mit welchen Symptomen macht sich Tagesmüdigkeit tagsüber bemerkbar?
Personen, die unter der Tagesmüdigkeit leiden, sind durch Erschöpfung und mangelnde Energie geprägt. Jedoch gibt es noch weitere Symptome, die bei Tagesmüdigkeit auftreten können.
- Konzentrationsprobleme
- verringerte Leistungsfähigkeit
- Müdigkeit
- Reizbarkeit
- erhöhtes Hungergefühl
- Unruhe
- Gereiztheit
- Kraftlosigkeit/Energielosigkeit
Was ist der Unterschied zwischen Tagesmüdigkeit und Tagesschläfrigkeit?
Die Tagesmüdigkeit beschreibt die Energielosigkeit und körperliche Erschöpfung tagsüber, bei der meistens keine Einschlafneigung besteht. Wenn die Betroffenen die Möglichkeit zum Schlaf bekommen, können sie nicht einschlafen bzw. benötigen viel Zeit dafür. Durch körperliche Tätigkeiten werden die Symptome verstärkt, was bei Tagesschläfrigkeit nicht der Fall ist. Bei körperlichen Anstrengungen verbessern sich nämlich meist die Symptome von Personen, die unter Tagesschläfrigkeit leiden. Zudem ist Tagesschläfrigkeit dadurch gekennzeichnet, dass die Patienten eine starke Einschlafneigung haben, wodurch es tagsüber zu Sekundenschlaf und unvermeidbaren Mittagsschläfen kommt.
Auch in der Diagnostik besteht ein Unterschied zwischen diesen beiden Arten. Bei der Tagesmüdigkeit wird zur Differenzeirung die Fatigue Severity Scale (FSS) verwendet und bei Tagesschläfrigkeit die Epworth Sleepiness Scale (ESS), wobei es sich um verschiedene Fragebögen handelt.
Wie wird die Diagnose Tagesmüdigkeit gestellt?
Eine richtige Diagnose ist für die richtige Therapie der Tagesmüdigkeit notwendig, da es unterschiedliche Ursachen gibt, die zu der Symptomatik führen. Zuerst sollte man einen Hausarzt aufsuchen, der eine ausführliche Anamnese und Schlafanamnse durchführt, wobei die Fatigue Severity Scale (FSS) angewandt wird, bei der insgesamt neun Fragen zu den Symptomen der Tagesmüdigkeit und Erschöpfbarkeit gestellt werden. Der minimaler Score beträgt 1 Punkt und der maximale Score 7 Punkte. Leidet eine Person nun unter Tagesmüdigkeit, liegt der FSS-Score meist über 4.
Je nach Symptomatik erfolgt eine Überweisung ins Schlaflabor, wo eine Polysomnographie mehr Aufschluss über die Schlafstruktur bieten kann. Außerdem kann mit Hilfe neuropsychologischer Tests (z.B.Multipler Schlaflatenztest) eine Aussage über eine erhöhte Tagesmüdigkeit getroffen werden.
Wie wird Tagesmüdigkeit behandelt?
Wie die Tagesmüdigkeit behandelt wird, hängt ganz von den vorliegenden Ursachen ab. Bei psychischen Ursachen empfiehlt sich eine Psychotherapie oder Verhaltenstherapie. Bei Depressionen können auch Antidepressiva in Frage kommen, wobei die Einnahme nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen sollte.
Bei einer mangelhaften Schlafhygiene sollte diese gebessert werden, wobei ein Schlafcoaching hilfreich sein kann.
Wenn im Schlaflabor nachgewiesen wurde, dass ein Schlafapnoe-Syndrom vorliegt, sollte diese behandelt werden. Dabei kommen unterschiedliche Methoden in Frage, wie z.B. die Überdruckbeatmung oder BiPAP-Therapie.
Liegt als Ursache eine körperlichen Erkrankung vor, sollte diese zuerst behandelt werden. Bei einer Drogensucht sollte ein Entzug stattfinden, um die Symptomatik zu mindern und wenn die Ursache in Medikamenten liegt, sollte mit einem Arzt die Medikation geprüft und optimiert werden.
Was kannst Du gegen Tagesmüdigkeit tun und wie kannst Du es vorbeugen?
Da eine ungenügende Schlafhygiene häufig die Ursache von Tagesmüdigkeit ist, kannst Du selbst schon einiges tun, um die Symptome zu bessern. Außerdem kann eine gute Schlafhygiene die Tagesmüdigkeit auch vorbeugen. Dafür kannst Du Dir eine individuelle Schlafhygiene-Checkliste zusammenstellen, die Du konsequent befolgen solltest. Zur Orientierung sind hier Dos and Don’ts für eine gute Schlafhygiene aufgelistet.
- regelmäßiger Schlafrhythmus (regelmäßige Schlafens- und Aufstehzeiten)
- ausgewogene Ernährung
- ausreichend Bewegung
- dunkle Schlafumgebung mit optimaler Temperatur (ca. 16-18°C)
- Rituale vor dem Schlafengehen (z.B. Yoga, Schlafanzug anziehen), welche nicht länger als 30 Minuten dauern sollten
- kein Koffein vor dem Schlafengehen
- kein Alkohol vor dem Schlafengehen
- möglichst kein Nikotin
- Keine schweren Mahlzeiten vor dem Schlafengehen
- Bewegungsmangel
- keine langen Nickerchen am Tag
- Lange Handyzeiten direkt vor dem Schlafengehen (Bspw.)
Zudem lohnt es sich, ein Schlaftagebuch zu führen, um das Schlafverhalten zu beobachten. So kannst Du auch Deine individuelle Schlafdauer ermitteln, um einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu erreichen. Genaueres kannst Du in dem Artikel zu Schlafdauer nachlesen. (Weiterleiten zum Artikel)