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Wachbruxismus

Zähneknirschen, auch bekannt als Bruxismus, ist ein häufiges Phänomen, das sowohl tagsüber als auch nachts auftreten kann. Aber was genau steckt dahinter, und wie kann es behandelt werden? In diesem Artikel erfährst Du alles Wissenswerte über Wachbruxismus und wie häufig diese Gewohnheit ist.

Das Wichtigste zum Thema Zähneknirschen im Überblick

  • Bruxismus bezeichnet das unbewusste Zähneknirschen, das im Wachzustand und/oder während des Schlafs auftreten kann.
  • Lifestyle-Gewohnheiten wie Alkoholkonsum und Rauchen, physische und psychologische Faktoren wie beispielsweise emotionaler Stress sind mögliche Ursachen für Bruxismus.
  • Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.
  • Die Diagnose basiert oft auf Selbstberichten und klinischen Untersuchungen.
  • Die Behandlung zielt darauf ab, weitere Schäden zu verhindern.

Knirschen der Zähne: Was genau versteht man unter Wachbruxismus?

Bruxismus bezeichnet eine ständige Aktivität der Kaumuskeln, die sich durch das Pressen des Kiefers, das Knirschen der Zähne und/oder das Anspannen oder Bewegen des Unterkiefers ohne Kontakt zwischen den Zähnen zeigt. Es gibt zwei verschiedene Arten von Bruxismus, die zu unterschiedlichen Zeiten auftreten können: einerseits während des Schlafs, was als Schlafbruxismus bekannt ist, und andererseits während man wach ist, was als Wachbruxismus bezeichnet wird. Darüber hinaus kann Bruxismus aufgrund der Art der Muskelaktivität in verschiedene Typen eingeteilt werden:

  • Tonischer Bruxismus: Hierbei handelt es sich um Muskelanspannungen, die länger als 2 Sekunden andauern.
  • Phasischer Bruxismus: Dieser Typ ist gekennzeichnet durch kurze, wiederholte Anspannungen der Kaumuskulatur (mehr als drei Muskelaktivitäten sind im Elektromyogramm zwischen 0,25 und 2 Sekunden Dauer zu sehen).
  • Eine Kombination aus beiden.

Wachbruxismus

Wachbruxismus zeigt eher tonische Muskelkontraktionen und tritt auf, wenn die Kaumuskeln während des Wachseins aktiv sind. Dies äußert sich durch wiederholtes oder ständiges Zusammenpressen der Zähne und/oder durch das Anspannen oder Bewegen des Unterkiefers, ohne dass die Zähne dabei in Kontakt kommen. Bei Menschen, die ansonsten gesund sind, gilt dies nicht als Bewegungsstörung.

Primärer oder sekundärer Bruxismus: Wie kommt es zum Bruxismus?

Die genauen Ursachen von Bruxismus sind nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus physischen, psychologischen und genetischen Faktoren beteiligt ist. Emotionen wie Angst, Stress, Wut, Frustration oder Spannung können zu Wachbruxismus führen. Es kann auch als Bewältigungsstrategie oder Gewohnheit während tiefer Konzentration auftreten. Außerdem kann Bruxismus auch durch Lifestyle-Gewohnheiten wie Alkoholkonsum, Rauchen und übermäßigen Kaffeekonsum (mehr als sechs Tassen pro Tag) ausgelöst werden. Menschen, die trinken und rauchen, sind doppelt so wahrscheinlich von Bruxismus betroffen. Ursächlich lässt sich Bruxismus in zwei Formen einteilen:

Primärer Bruxismus

Dieser tritt ohne erkennbare Ursache auf, man nennt das auch idiopathisch.

Sekundärer Bruxismus

Dieser tritt als Folge anderer Faktoren oder Zustände auf, wie zum Beispiel:

  • Schlafstörungen, z.B. Schlaflosigkeit oder Schlafapnoe
  • Medikamenteneinnahme, z.B. Antidepressiva, Antipsychotika und herzaktive Medikamente.
  • Drogenkonsum, wie Rauchen, Alkohol, Kokain und Ecstasy
  • Bestimmte Erkrankungen oder Zustände, wie Koma oder eine Kopfverletzung.
Studie aus 2020: Zusammenhang zwischen Stress und Bruxismus

In der systematischen Übersichtsarbeit von Victória Dos Santos Chemelo et al. wurden Studien ausgewertet, um die Verbindung zwischen Bruxismus und Stress bei Erwachsenen zu untersuchen. Dabei zeigte die Analyse, dass Menschen mit Stress eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit haben, Bruxismus zu entwickeln, im Vergleich zu Menschen ohne Stress. Trotz der gefundenen Verbindung zwischen Stress und Bruxismus sind weitere Studien mit ähnlichen Methoden erforderlich, um diese Beziehung besser zu verstehen.

Knirschen mit Zähnen: Welche Anzeichen treten bei Bruxismus auf?

Beim Zähneknirschen können verschiedene Anzeichen und Symptome auftreten, welche auf die Gewohnheit hindeuten können. Hier sind einige der häufigsten aufgelistet:

  • Lautes Zähneknirschen oder Reiben der Zähne
  • Abgeflachte, gebrochene, abgesplitterte oder gelockerte Zähne
  • Abgenutzter Zahnschmelz, der tiefere Schichten des Zahns freilegt
  • Erhöhte Zahnschmerzen oder Empfindlichkeit
  • Müde/angespannte Kiefermuskulatur oder ein blockierter Kiefer
  • Schmerzen im Kiefer, Nacken oder Gesicht
  • Ohrenschmerzen oder Tinnitus
  • Dumpfe Kopfschmerzen, die in den Schläfen beginnen
  • Schäden durch Kauen an der Innenseite der Wange
  • Schlafstörungen bei nächtlichem Bruxismus

Knirschen mit Zähnen: Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Sobald Du eines oder mehrere dieser Symptome bemerkst, ist es ratsam, einen Zahnarzt aufzusuchen, da zahnärztliche Behandlungen notwendig sein können. Dieser kann eine genaue Diagnose stellen und gegebenenfalls eine geeignete Behandlung empfehlen, um weitere Schäden zu verhindern und die Symptome zu lindern.

Mit Zähnen knirschen: Welche Folgen kann Bruxismus nach sich ziehen?

Das Knirschen mit Zähnen kann verschiedene negative Folgen für die Gesundheit haben, wenn es nicht rechtzeitig behandelt wird. Hier sind einige der möglichen Folgen:

  1. Abnutzung der Zähne: Durch das ständige Reiben der Zähne aufeinander kann der Zahnschmelz abgenutzt werden, was zu abgeflachten und empfindlichen Zähnen führt.
  2. Zahnfrakturen und -verlust: Die erhöhte Belastung auf die Zähne kann zu Rissen, Frakturen und im schlimmsten Fall zum Verlust von Zähnen führen.
  3. Craniomandibuläre Dysfunktion: Bruxismus kann zu Problemen im Kiefergelenk und der Kaumuskulatur führen, was Schmerzen, Knacken und Schwierigkeiten beim Kauen verursachen kann.
  4. Kieferschmerzen und Muskelschmerzen: Die ständige Anspannung der Kiefermuskulatur kann zu Schmerzen und Verspannungen im Kiefer, Gesicht, Nacken und Schultern führen.
  5. Kopfschmerzen und Migräne: Die Anspannung der Muskulatur und der Druck auf das Kiefergelenk können zu Spannungskopfschmerzen und Migräne führen.
  6. Schlafstörungen: Sowohl für die betroffene Person als auch für den Schlafpartner kann das laute Knirschen den Schlaf stören und zu Schlafmangel führen.
  7. Erhöhtes Stressniveau: Da Stress eine der Ursachen von Bruxismus sein kann, kann das Zähneknirschen wiederum das Stressniveau erhöhen, was zu einem Teufelskreis führt.
  8. Veränderungen im Biss: Durch die Veränderung der Zahnstruktur kann es zu Veränderungen im Biss und der Ausrichtung der Zähne kommen.
  9. Schäden an der Wangeninnenseite: Das Zähneknirschen kann dazu führen, dass man sich auf die Innenseite der Wangen beißt, was zu Schmerzen und Geschwüren führen kann.
  10. Psychologische Belastung: Die Schmerzen, der Schlafmangel und die Sorge um die Zähne können zu psychologischem Stress und Angstzuständen führen.

Es ist wichtig, bei Anzeichen von Bruxismus einen Zahnarzt oder Arzt aufzusuchen, um eine geeignete Diagnose und Behandlung zu erhalten und langfristige Schäden zu vermeiden.

Zähne knirschen bei Kindern: Können Kinder auch Zähneknirscher sein?

Bruxismus kann schon auftreten, sobald die ersten Zähne durchbrechen, und bleibt bei manchen Menschen bis ins hohe Alter bestehen. Es zeigt sich, dass die Häufigkeit dieses Phänomens im Laufe des Lebens tendenziell abnimmt, wobei es besonders im Alter von zwanzig bis dreißig Jahren verbreitet ist. Interessanterweise haben Studien herausgefunden, dass Kinder, die unter Bruxismus leiden, ein erhöhtes Risiko haben, dieses Verhalten auch im Erwachsenenalter fortzuführen.

Zudem konnte bei Kindern eine Verbindung zwischen Bruxismus und verschiedenen Stressfaktoren festgestellt werden. Dazu zählen familiäre Probleme, geschiedene Eltern, eine berufstätige Mutter sowie Licht und Geräusche im Schlafzimmer. Allerdings ist es umstritten, ob Stress tatsächlich als Ursache für Bruxismus bei Kindern angesehen werden kann. Die Diagnose von Bruxismus in diesen Studien basiert meist auf den Aussagen der Eltern, weshalb die tatsächliche Häufigkeit unsicher ist.

Ist Bruxismus eine craniomandibuläre Dysfunktion?

Bruxismus bezeichnet das unbewusste Zähneknirschen, während eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) eine Sammlung von Problemen mit dem Kiefer und den umgebenden Strukturen beschreibt. Diese beiden Beschwerden stehen zwar miteinander in Verbindung, doch die Frage, ob Bruxismus als eine Form von CMD betrachtet werden kann, wird in der Medizin immer noch diskutiert.

CMD verursacht Schmerzen im Kieferbereich und hat vielfältige Ursachen, während Bruxismus die Kieferstrukturen beeinträchtigen kann. So wird Bruxismus als Risikofaktor für CMD gesehen. Studien haben versucht, den Zusammenhang zwischen Bruxismus und CMD zu untersuchen, aber die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Ein Grund dafür ist, dass es verschiedene Methoden gibt, um Bruxismus zu diagnostizieren. Außerdem haben die Studien unterschiedliche Kriterien verwendet, um CMD zu definieren.

Zusammengefasst gibt es Anzeichen für eine Verbindung, insbesondere bei Muskelschmerzen, aber klare Ergebnisse fehlen. Bei Symptomen beider Zustände solltest Du einen Zahnarzt aufsuchen, um eine genaue Diagnose und Behandlung zu erhalten.

Ist Bruxismus eine Krankheit?

Bruxismus wird nicht unbedingt als Störung oder Krankheit betrachtet, sondern kann eher als Risikofaktor für andere Erkrankungen angesehen werden. Es kann das Risiko für orale Komplikationen wie Zahnabnutzung und Schmerzen in den Kaumuskeln und dem Kiefergelenk erhöhen.

Knirschen mit Zähnen: Wie kann man Bruxismus früh erkennen?

Da viele Menschen mit Bruxismus sich dessen nicht bewusst sind, bis Komplikationen auftreten, ist es wichtig, auf die Anzeichen und Symptome zu achten und regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen durchzuführen. Dabei solltest Du auch bei akuten Beschwerden wie plötzliche Schmerzen in den Kiefergelenken und Zähnen aufmerksam sein. Sobald Du Anzeichen von Bruxismus bemerkst, solltest Du einen Zahnarzt aufsuchen. Auch Eltern sollten bei ihren Kindern auf Anzeichen achten und diese bei der nächsten zahnärztlichen Untersuchung ansprechen.

Wie wird Wachbruxiusmus diagnostiziert?

Die Diagnose von Wachbruxismus basiert auf einer Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und gegebenenfalls zusätzlichen Untersuchungen.

In der Regel wird zunächst eine sorgfältige Anamnese erhoben, bei der der Arzt nach Symptomen wie Zähneknirschen, Kieferschmerzen und Kopfschmerzen fragt und Informationen über Stress, Schlafgewohnheiten und Lebensstil sammelt. Eine klinische Untersuchung der Zähne, der Kaumuskulatur und des Kiefergelenks hilft, Abnutzungserscheinungen oder Anomalien zu identifizieren. Bei Bedarf können instrumentelle Untersuchungen wie Röntgen, CT und MRT durchgeführt werden, um strukturelle Schäden zu erkennen. Auch die elektromyographische Untersuchung (EMG) ist hilfreich zur Diagnostik, da sie die elektrische Aktivität ausgewählter Muskeln misst. Zusätzlich können Selbstberichte, Fragebögen und Verhaltensbeobachtungen genutzt werden, um das Ausmaß und die Häufigkeit des Bruxismus zu erfassen. Dabei kann die Selbstbeobachtung mithilfe bestimmter Apps vorgenommen werden, bei der das Smartphone genutzt werden kann. Da die Symptome variabel sind, ist eine umfassende Bewertung durch einen qualifizierten Arzt entscheidend für eine genaue Diagnose.

Zähneknirschen stoppen: Wie wird Wachbruxismus therapiert?

Die Therapie des Wachbruxismus kann verschiedene Ansätze umfassen. Eine Empfehlung ist, dass Patienten mit Wachbruxismus zu Wahrnehmungs-, Achtsamkeits- und/oder Entspannungstechniken zum Selbstmanagement angeleitet werden sollten. Hierbei kommen oft psychotherapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz, unterstützt durch Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelrelaxation (PMR) und autogenes Training. Diese Techniken können dazu beitragen, das Bewusstsein für das Zähneknirschen oder -pressen zu schärfen und Methoden zur Entspannung und Stressbewältigung zu erlernen.

Physiotherapie und physikalische Maßnahmen können ebenfalls zur Linderung von Symptomen wie Kiefermuskelschmerzen, -ermüdung, -verspannung und anderen beitragen. Hierbei können Wärmebehandlungen, Kälteanwendungen, Fangopackungen und Ultraschall zur Schmerzlinderung bzw. Entspannung angewendet werden. Außerdem werden wichtige Faktoren angepasst, die zum Bruxismus beitragen können, wie z.B. die Körperhaltung und das Verhalten am Arbeitsplatz.

Es ist wichtig, dass die Therapie individuell auf den Patienten abgestimmt wird und bei Bedarf verschiedene Ansätze kombiniert werden, um das Zähneknirschen stoppen zu können.

Medizinischer Faktencheck: Wie viele Menschen knirschen mit den Zähnen?

  • Bruxismus betrifft Männer und Frauen in etwa gleichem Maße.
  • Die meisten Fälle von Bruxismus treten im zweiten bis dritten Lebensjahrzehnt auf.
  • Personen mit einer familiären Vorgeschichte von Bruxismus haben ein erhöhtes Risiko.
  • Für Wachbruxismus beträgt die Prävalenz bei Erwachsenen etwa 22-30%.

Was rät der Medizinexperte bei ständigem Zähneknirschen?

Bei ständigem Zähneknirschen ist es wichtig, einen Zahnarzt aufzusuchen, um die Ursachen zu klären und eine geeignete Behandlung zu beginnen. Lifestyle-Änderungen, Stressmanagement und der Einsatz von Knirscherschienen können hilfreich sein. Eine frühzeitige Diagnose durch einen Zahnarzt ist entscheidend, um eine individuell angepasste Behandlung zu ermöglichen und langfristige Schäden zu vermeiden. Darüber hinaus ist es wichtig, das Bewusstsein für die Gewohnheit des Zähneknirschens zu schärfen und aktiv an Entspannung und Stressbewältigung zu arbeiten. Generell ist eine ganzheitliche Betrachtung und Behandlung des Problems empfehlenswert, um Deine Lebensqualität zu verbessern und weitere gesundheitliche Komplikationen zu verhindern.

Quellen

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Derya Sadoun

Ich heiße Derya Sadoun und studiere seit 2019 Zahnmedizin, da es schon immer mein Wunsch war, in einem wissenschaftlichen Bereich tätig zu sein. Hier lerne ich auch das wissenschaftliche Arbeiten, wodurch ich den aktuellen Forschungsstand bestimmter Themen nachvollziehen kann. Ehrenamtlich bin ich in dem Verein ,,Verband kurdischer Ärzte in Deutschland“ tätig, in dem wir uns unter anderem um die Verbesserung der medizinischen Versorgung in den kurdischen Gebieten kümmern.