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Bettnässen (Enuresis nocturna)

Bettnässen betrifft zahlreiche Kinder und ihre Familien und kann auf Dauer für beide Parteien sehr belastend sein. Doch warum tritt Bettnässen überhaupt auf und gibt es Möglichkeiten, dieses Phänomen zu verhindern? In diesem Artikel wirst Du genau erfahren, was es mit dem nächtlichen Bettnässen auf sich hat und welche präventiven Maßnahmen Du ergreifen kannst.

Das Wichtigste zum Bettnässen im Überblick

  • Bettnässen, auch bekannt als Enuresis nocturna, ist ein medizinisches Problem, bei dem Kinder im Schlaf ungewollt Urin ablassen.
  • Es betrifft vor allem Kinder im Alter von 5 bis 7 Jahren, kann jedoch auch bei älteren Kindern und Erwachsenen auftreten.
  • Grundsätzlich kann man zwischen vier Formen der Enuresis nocturna unterscheiden, die jeweils primär monosymptomatisch, primär nicht-monosymptomatisch, sekundär monosymptomatisch oder sekundär nicht-monosymptomatisch sind.
  • Die genaue Ursache von Bettnässen ist nicht vollständig geklärt. Dabei spielen aber genetische, psychologische und physiologische Faktoren eine große Rolle.
  • Auch Stress und emotionale Probleme können Bettnässen verursachen bzw. verschlimmern.
  • Für die Diagnose von Enuresis nocturna ist eine gründliche Anamnese unter Berücksichtigung medizinischer und psychosozialer Faktoren erforderlich.
  • Die Therapie besteht meist aus Blasentraining und Verhaltenstherapie.

Was versteht man unter Enuresis nocturna

Enuresis nocturna ist ein medizinischer Ausdruck für das Einnässen im Schlaf, unabhängig von einer organischen Ursache. Er wird auch synonym für Bettnässen verwendet. Diese Begriffe beschreiben das Phänomen bei Kindern ab einem Alter von mindestens fünf Jahren, die während des Nachtschlafs oder Mittagsschlafs einnässen.

Grundsätzlich kann man zwischen vier Formen der Enuresis nocturna unterschieden. Die Einteilung in primäre und sekundäre Enuresis bezieht auch auf die Länge des trockenen Intervalls. Im Gegensatz dazu bezieht sich die Einteilung in monosymptomatisch und nicht-monosymptomatisch auf das Vorliegen von Symptomen einer Blasendysfunktion. Im Folgenden sind die vier Formen genauer erläutert.

 

Bettnässen - Enuresis nocturna

  • Primäre Enuresis nocturna 

Primäre Enuresis wird diagnostiziert, wenn das Kind noch nie mindestens 6 Monate lang ohne Einnässen war. Das heißt, dass das Kind seit der Geburt noch nie kontinuierlich trocken gewesen ist.

  • Sekundäre Enuresis nocturna 

Sekundäre Enuresis bezieht sich auf das Wiederauftreten des Einnässens nach einer Zeit von mindestens 6 Monaten ohne Einnässen. Sie tritt normalerweise im Alter zwischen 5 und 8 Jahren auf.

  • Monosymptomatische Enuresis nocturna (MEN)

Bei der MEN liegen keine Zeichen einer Blasendysfunktion vor.

  • Nicht-monosymptomatische Enuresis (NMEN)

Bei der NMEN liegt eine nachweisbare Blasendysfunktion mit Symptomen wie z.B. Drang und Dyskoordination vor.

Wer ist am häufigsten vom Bettnässen betroffen?

In der Regel ist das Einnässen bis zum Alter von 6 Jahren ein normaler Teil der Entwicklung. Häufig hört dieses Problem mit dem Beginn der Pubertät wieder auf. Jedoch bleibt das Bettnässen bei etwa 1-3 % der Jugendlichen bestehen, während es bei Erwachsenen nur noch sehr selten auftritt.

Bettnässen - Enuresis nocturna bei Senioren

Bettnässen Ursachen: Warum kommt es zum Bettnässen?

Die genauen Ursachen für das Bettnässen sind vielfältig und noch nicht vollständig erforscht. Es wird angenommen, dass sowohl genetische Faktoren als auch Probleme in der Schlafhygiene, unreife Blasenfunktion, hormonelle Schwankungen und psychosoziale Faktoren wie Stress und familiäre Konflikte eine Rolle spielen können. Zudem können auch körperliche Krankheiten und Störungen wie Harnwegsinfektionen oder Verstopfung das Bettnässen verursachen oder verschlimmern.

Darüber hinaus gibt es weitere Ursachen, die eine Enuresis nocturna verursachen können. Dazu zählen eine erhöhte nächtliche Urinproduktion sowie eine erschwerte Erweckbarkeit und ein reduziertes Erwachen während des Tiefschlafs. Letzteres begründet sich vor allem darauf, dass das Einnässen fast immer in den Non-REM-Schlafphasen auftritt. Zudem kann eine verminderte Hemmung des Detrusors (Blasenmuskels) während der Nacht eine Rolle spielen.

Wann sollte man bei Bettnässen einen Arzt aufsuchen?

Gemäß den Empfehlungen der Leitlinie zu Enuresis sollten Kinder mit Bettnässen spätestens im Alter von 7 Jahren ärztlich untersucht werden. Kinder mit zusätzlichen Komplikationen sollten schon vorher ärztlich untersucht werden. Dazu gehören beispielsweise ein schlechter Gesundheitszustand, abnormale Ergebnisse von Harnwegsuntersuchungen, Harnwegsinfektionen und Stuhlinkontinenz. Darüber hinaus ist es sinnvoll, dass die Kinder auch auf psychologische Begleiterkrankungen wie Angstzustände oder Depressionen untersucht werden.

Bettnässen bei Erwachsenen

Bettnässen bei Erwachsenen kann verschiedene Ursachen haben, darunter neurologische Erkrankungen, Diabetes, Harnwegsinfektionen und psychische Störungen. Es ist wichtig, eine ärztliche Untersuchung durchzuführen, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren und die entsprechende Behandlung einzuleiten. Abhängig von der festgestellten Ursache können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden, wie beispielsweise medikamentöse Therapie, Verhaltensänderungen oder Physiotherapie. Dabei ist eine individuelle Behandlungsstrategie, die die spezifische Ursache berücksichtigt, entscheidend, um das Bettnässen bei Erwachsenen zu behandeln.

Wie erfolgt die Diagnose und Therapie?

Die Diagnose und Behandlung von Pavor nocturnus beinhalten in der Regel die folgenden Schritte:

Diagnose 

Für die Diagnose von Enuresis nocturna ist in der Regel eine gründliche Anamneseerhebung notwendig, bei der sowohl medizinische als auch psychosoziale Faktoren berücksichtigt werden. Zusätzliche Untersuchungen wie spezifische Bluttests, Ultraschall oder Urodynamik-Tests können durchgeführt werden, um mögliche körperliche Ursachen auszuschließen. Es ist auch wichtig zu erfragen, ob andere Familienmitglieder in der Kindheit oder Jugend an Bettnässen gelitten haben, da genetische Faktoren eine Rolle spielen können. Eine gründliche Differentialdiagnose sollte ebenfalls durchgeführt werden, um sekundäre Ursachen wie Infektionen oder neurologische Störungen auszuschließen

Therapie

Die Therapie von Enuresis nocturna beinhaltet eine Kombination verschiedener Ansätze, die je nach Ursache und Schweregrad der Erkrankung individuell angepasst werden können. Eine Standard-Urotherapie bildet die Grundlage aller Therapieansätze. Dabei werden spezielle Methoden wie z.B. Beckenbodentraining, physiotherapeutische Maßnahmen, Biofeedbacktraining, Elektrostimulation und Verhaltenstherapie angewendet. Eine Aufzeichnung der nassen und trockenen Nächte in einem Plan, beispielsweise einem „Sonnen-Kalender„, kann hilfreich sein, um den Verlauf der Enuresis zu dokumentieren und Verhaltensmuster zu erkennen. In einigen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden. Es ist jedoch wichtig, dass die Therapie von Enuresis nocturna immer individuell angepasst wird und das Kind sowie die Familie in die Entscheidungen einbezogen werden.

Wie erfolgt die medikamentöse Therapie?

Bei der symptomatische pharmakologische Behandlung von Enuresis nocturna werden in der Regel Desmopressin (0,2 mg), Oxybutyninhydrochlorid (5–10 mg) oder Imipramin (10–50 mg) jeweils vor dem Schlafengehen eingesetzt. In der Regel sollte eine medikamentöse Behandlung nur in Betracht gezogen werden, wenn eine Urotherapie und Verhaltenstherapie keine ausreichenden Ergebnisse erzielt haben. Es ist wichtig, die Wirkung der Medikamente und mögliche Nebenwirkungen kontinuierlich zu überwachen.

Wie kann man Bettnässen vorbeugen?

Glücklicherweise gibt es verschiedene Maßnahmen, die Dir helfen können, Bettnässen vorzubeugen. Diese sind:

  1. Flüssigkeitszufuhr am Abend anpassen: Es ist hilfreich, vor dem Schlafengehen weniger Flüssigkeit zu trinken und dafür tagsüber ausreichend zu trinken. Dadurch kann die nächtliche Urinproduktion verringert werden.
  2. Toilettengang vor dem Schlafengehen: Kinder sollten vor dem Zubettgehen die Toilette aufsuchen, um sicherzustellen, dass die Blase vollständig entleert ist.
  3. Regelmäßige Toilettengänge: Es kann hilfreich sein, regelmäßige Toilettengänge tagsüber zu fördern, um die Blasenkapazität zu trainieren und sicherzustellen, dass die Blase regelmäßig entleert wird. Auch regelmäßiges Toilettengänge in den Stunden vor dem Schlafengehen können verhindert, dass sich die Blase übermäßig füllt.
  4. Blasentraining: Durch Blasentraining kann man lernen, den Harndrang besser zu kontrollieren.
  5. Optimierung der Schlafhygiene: Eine gesunde Schlafhygine mit ausreichender Schlaf und regelmäßigen Schlafmustern kann auch helfen, das Bettnässen vorzubeugen.
  6. Stressmanagement: Stress kann Bettnässen beeinflussen. Es ist wichtig, Stressfaktoren im Leben des Kindes zu identifizieren und geeignete Stressbewältigungstechniken einzusetzen.

Stressmanagement gegen Bettnässen

Medizinischer Faktencheck: Wie häufig kommt Enuresis nocturna vor?

  • Bettnässen mit 7 Jahren tritt mit einer Prävealenz von etwa 10% auf.
  • Im Alter von 10 Jahren nässen noch etwa 5% der Kinder nachts ein.
  • Bettnässen mit 17 Jahren tritt noch seltener auf. Hier beträgt die Prävalenz etwa 0,5 – 1,7%.

Was rät der Medizinexperte bei Bettnässen?

Bettnässen ist eine Schlafstörung, bei der die Kinder während des Tiefschlafs unfreiwillig einnässen. Dieses Problem kann sowohl für die Betroffenen als auch für die Eltern belastend sein, weshalb es ernst genommen werden sollte. Um das Bettnässen zu vermeiden, können eine gesunde Schlafhygiene und Verhaltensänderungen hilfreich sein. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass die Eltern Verständnis und Geduld zeigen, da Bettnässen oft eine vorübergehende Phase ist und sich im Laufe der Zeit von selbst verbessern kann. Das Schaffen einer unterstützenden und positiven Umgebung kann ebenfalls helfen, um das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken und es bei der Bewältigung des Bettnässens zu unterstützen. Falls jedoch keine Besserung eintritt, sollte eine ärztliche Untersuchung durchgeführt werden, um mögliche zugrunde liegende medizinische Probleme auszuschließen.

Quellen

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